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Tach auchDie Nix-Juckt-Anwandlung

■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 31. Versuch

Damen, aufgepaßt: Einmal im Monat habe ich meine Anwandlung. Meine Anwandlung verdankt sich dem weitgehend unbekannten Phänomen des Menstruationsneids. Das fängt mit Unleidlichkeit an, dazu treten Kopfschmerzen und Libidoverlust, morgens bei der Naßrasur wird ein bißchen rituelles Blut vergossen, und irgendwann geht's dann wieder. Während der Anwandlung aber blicke ich mit trüben Augen und stumpfem Blick in die Welt – und siehe, sie ist gar nicht lustig.

An solchen Tagen kann ich keinen Funken aus der Meldung schlagen, daß der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Internet die Daten von zwei Millionen im letzten Krieg getöteter deutscher Soldaten zugänglich macht und so ihre letzte Ruhestätten recherchieren läßt. Nicht einmal Matthias Schiffner vom Oldenburgischen Staatstheater juckt mich, obwohl er sich weltöffentlich für die Zusendung von 50 schwarzen Büstenhaltern bedankt, die „Spenderinnen“ ihm schickten (angeblich fürs Theater).

Unter uns, Jungs, wenn ich meine Anwandlung habe, hilft nur eins: ein Schlüssel zur besseren Welt. Dieser Schlüssel war heute morgen das Wort Honige. Es flog mich an, als ich Honig aufs Brot strich, und Honigbrot essen und Honige flüstern ist schöner als Licht am Ende des Tunnels, Sonne nach Regen und ein Spatz in der Hand zugleich. Die Kühnheit, Honig in der Mehrzahl zu denken, die naheliegende Abschweifung zum Heidelbeerblütennektar, zum Kleeblattkauen, zum Sauerampfermampfen, zum Fuchsbandwurmbefall ... Seht Ihr – so leicht geht das! Burkhard Straßmann

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