Schlechte Stimmung in der Berliner Wirtschaft

■ Industrie- und Handelskammer: Aufschwungshoffnung schon wieder verflogen

Nach leichten Aufwärtstendenzen im vergangenen Jahr habe die wirtschaftliche Konjunktur in Berlin 1999 wieder an Fahrt verloren, schreibt die Industrie- und Handelskammer (IHK) in ihrem neuesten Bericht. Nicht nur viele Industriebetriebe, sondern auch Dienstleistungsunternehmen klagten über schlechtere Aussichten für das zweite Halbjahr 1999.

Regelmäßig befragt die IHK UnternehmerInnen, wie sich ihr Geschäft in den zurückliegenden Monaten entwickelt hat und wie die Perspektiven für die Zukunft aussehen. Die Zahl der Industriebetriebe, die ihre derzeitige Lage als „schlecht“ bezeichnen, sei im Vergleich zum Jahresanfang um 11 Prozent gestiegen. Nach Einschätzung der Kammer spielen dabei vor allem die mageren Aufträge aus dem Ausland eine Rolle. Das sei ein gesamtdeutscher Trend. Eine Ausnahme stellten im Industriesektor lediglich die Unternehmen der Gebrauchsgüterbranche dar, die in Berlin jedoch kaum vertreten seien.

Auch der Einzelhandel lahmt weiterhin. Er lahmt vor allem unter der stagnierenden Nachfrage der VerbraucherInnen.

Auch der Dienstleistungssektor – bisheriger Hoffnungsträger – schwächelt. Nur noch 38 Prozent der Betriebe erwarten eine gute Entwicklung. Das sind 5 Prozentpunkte weniger als vor einigen Monaten. Ursache ist auch hier, daß das Auftragspolster für die nähere Zukunft abnimmt.

Positive Meldungen kommen nur aus wenigen Segmenten der Wirtschaft, darunter dem Gastgewerbe. Dort steigen die Umsätze und Erträge. Die Kammer führt das auf eine zunehmende Attraktivität der Stadt für TouristInnen zurück. Außerdem erwarte man eine steigende Zahl von Übernachtungen, die auf vermehrte Geschäftsreisen in die Hauptstadt zurückzuführen seien.

Ferner profitiert das Kreditgewerbe, das die Wirtschaft in Zeiten der Kapitalschwäche offenbar mit besonders viel geliehenem Geld versorgt. koch