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Frauenpolitische Agenda für das dritte Jahrtausend

■ Wenn Frauen die Machtpositionen in der Politik besetzen: Nach Österreich und Bayern konstituiert sich am Wochenende in der Hauptstadt zum ersten Mal ein Frauenparlament

Mehr und bessere Kitaplätze, zukunftsträchtige Ausbildungsplätze für Mädchen und eine effektive Frauenförderung in der Privatwirtschaft – bisher sind das mehr oder minder Wunschträume. Ein Frauenparlament, das am Wochenende erstmalig tagt, will das ändern.

„Wir wollen hier entwickeln, was weibliche Wählerinnen von den neuen Senatoren und hoffentlich zahlreichen Senatorinnen nach der Wahl im Oktober erwarten“, sagt Projektleiterin Birgit Erbe von der Heinrich-Böll-Stiftung. In einem öffentlichen Forum im Rathaus Schöneberg sollen frauenpolitische Forderungen und Wünsche an den künftigen Senat vorgestellt, diskutiert und auch zur Abstimmung gebracht werden. Die rund 100 Abgeordneten sind Frauen aus der Projekteszene, Gewerkschafterinnen und Gleichstellungsbeauftragte, aber auch ganz „normale“ Berlinerinnen.

Abgeordnete der Bündnisgrünen wirken als Beraterinnen und leiten die Fachausschüsse zu verschiedenen Politikfeldern, unter anderem zum Thema Innere Sicherheit und Kinder- und Jugendpolitik. Auf einer Plenarsitzung sollen anschließend die Ausschußergebnisse vorgestellt und ein Forderungskatalog an den Senat verabschiedet werden.

„Die Idee des Frauenparlaments ist es, deutlich zu machen, wie Politik aussehen würde, wenn Frauen die Parlamente dominieren würden und die Macht hätten, ihre Konzepte durchzusetzen“, so Birgit Erbe. Erstmals tagten Frauenparlamente bereits vor zwei Jahren in Österreich und dann in Bayern. Es gehe ganz gewiß nicht darum zu zeigen, daß Frauen die besseren Menschen seien und darum bessere Politik machten. Vielmehr ginge es um den oft anderen Blick, den Frauen auf die Politik werfen, da sie eben einfach andere Interessen hätten als Männer. „Frauen engagieren sich häufiger an der Basis und eher außerhalb der Parteien“, sagt Birgit Erbe. „Sie arbeiten stärker sachorientiert und weniger karrierebezogen.“ nau

Am Freitag, den 18. Juni, findet um 19 Uhr 30 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bringen mehr Parlamentarierinnen schon ein Frauenhoch? – Frauen in der Machtpolitik“ statt. Teilnehmerinnen sind unter anderem die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Renate Künast, die Wilmersdorfer Stadträtin Martina Schmiedhofer und die Politikwissenschaftlerin Birgit Meyer. Das erste Berliner Frauenparlament tagt am Sonnabend von 10 bis 17 Uhr im Rathaus Schöneberg.

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