■ Standbild: Bruncht Gott?
„Braucht Gott ein neues Image?“, Do., 22.45 Uhr, ZDF
Am Anfang war nicht das Wort, sondern ein junger Mann, der, von Moderator Michael Steinbrecher ermutigt, sehr stolz die Waren vorzeigte, die er in seinem Laden verkauft: christliche Devotionalien der kitschigsten Sorte. Nein, gläubig sei er nicht, aber die Leute kauften diese Dinge gerne. Gott sei Dank lachte niemand. Und es war doch unfreiwillig komisch, was diese Talkshow aus einer schwäbischen Kirche am Rande des Kirchentages zu bieten hatte. Dafür rang man – das verdient Respekt, weil es nie albern geriet – darum, ob man glaubt, und wenn ja, wie man glaubt – und wie die Kirche Ungläubige für die Kardinalformel „Glaube, Liebe, Hoffnung“ gewinnen könne.
Ein Marketingmensch plädierte für Techno und Werbespots. Ein Pfarrer hielt dagegen, weil er derlei für eitel Haschen nach dem Wind hält. Grundsätzlichere Fragen wurden schließlich nicht gelöst, und sie konnten auch nicht gelöst werden: Weshalb haben manche Menschen Gottvertrauen und weshalb sind andere auch ohne nicht unglücklich? Steinbrecher, der im „Aktuellen Sportstudio“ durch Nichtssagenheit auffällt, lief hier zu bester Form auf – trainiert ist trainiert: Seine ZDF-Karriere begann ja mit Jugendshows. Der langmähnige Mann, der diese Frisur nicht nur zu Kirchentagen trägt, faßte nach, fragte an den richtigen Stellen nach dem Warum, denunzierte niemanden, ließ Unvereinbares nebeneinander gelten („Warum ich Gott so toll finde“ und „Die Kirche bewegt sich auf dem Glaubensmarkt“). Am Ende sagte er nur: „Die Zeiten ändern sich, es ist an uns, sie neu zu verstehen.“ Es war eine der besten Talkshows der letzten Zeit – auch dank Steinbrecher. Jan Feddersen
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