: Kurztrip ins Krisengebiet
■ Die Ausländerbeaufragte John fordert Orientierungsreisen und Rückkehrprämien für Kosovo-Flüchtlinge. Das Kosovo sei jetzt eines der „bestgeschützten Gebiete der Welt“
Bereits kurz nach Beendigung des Krieges im Kosovo wird mit Nachdruck an einer schnellen Rückkehr der Flüchtlinge gearbeitet. Geldprämien und Orientierungsreisen für Rückkehrer hat gestern die Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara John, gefordert. „Da die Flüchtlinge sehr unsicher sind, ist es sinnvoll, daß sie erst mal vorläufig in das Kosovo reisen können“, so John. Sie kann sich vorstellen, daß rund 80 der 330 Kontingentflüchtlinge für ein bis zwei Wochen in das Kosovo reisen, um zu erfahren, „ob ihr Haus noch steht und was sie reparieren müssen“.
Diese Reisen müßten auch für die rund 10.000 Kosovo-Albaner möglich sein, die teilweise schon seit Jahren in Berlin leben und hier nur geduldet werden. Das Kosovo, so John, sei jetzt eine der „bestgeschützen Regionen der Welt“. Deshalb stehe einer Rückreise nichts mehr im Wege.Die Reisen sollen mit der Sozialhilfe der Flüchtlinge und Mitteln der Internationalen Organisation für Migration bezahlt werden.
Nach Ansicht der Ausländerbeauftragten soll die Rückkehrprämie 400 Mark für Erwachsene und 200 Mark für Kinder betragen. Auch diese Prämien sollen nach Johns Vorstellungen aus umgewidmeten Sozialhilfemitteln bezahlt werden. Beide Forderungen hat die Ausländerbeauftragte bereits Innensenator Eckart Werthebach (CDU) in einem Brief mitgeteilt. Von der Innenverwaltung war dazu gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Sozialsenatorin Beate Hübner (CDU) reagierte gestern vorsichtig auf Johns Vorschläge. „Wir können Orientierungsreisen im Moment wegen der Sichherheitslage noch nicht empfehlen“, sagte ihr Sprecher Christoph Abele.
CDU, SPD und Grüne begrüßten die Vorstöße der Ausländerbeauftragten. „Ich halte das im Prinzip für vernünftig, möchte aber erst mal detaillierte Vorschläge sehen“, sagte Markus Kaufmann, Sprecher der CDU-Fraktion. Auch sein Kollege von der SPD, Peter Stadtmüller, sprach von einem „zu würdigenden Vorschlag“. Ismail Kosan von den Grünen forderte, daß die Kosovo-Flüchtlinge ähnlich wie die Bosnier vor zwei Jahren pro Familie bis zu 9.000 Mark bekommen sollen. Auch Georg Classen vom Flüchtlingsrat sprach sich gestern für eine höhere Starthilfe und ein dauerhaftes Bleiberecht für die langjährigen Flüchtlinge aus dem Kosovo sowie für Traumatisierte aus. Eine Innenministerkonferenz soll in der nächsten Woche darüber entscheiden, ob die Kontingentflüchtlinge eine Verlängerung ihrer dreimonatigen Aufenthaltsbefugnis bekommen werden. Julia Naumann
Reportage Seite 2
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