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■ Vom Modernisierer zum Konservativen – ein Quereinsteiger im Abseits

Macher, Mogelminister oder Wellenbrecher: Walter Riester (SPD) hat auf jeden Fall den undankbarsten Job in Bonn. Der Arbeits- und Sozialminister ist verantwortlich für die Besteuerung von Nebenjobs und das neue Gesetz zur Scheinselbständigkeit. Jetzt muß er auch noch für den größten Brocken der Einsparungen geradestehen: Riester kratzte fast 13 Milliarden Mark in seinem Haushalt zusammen.Vor allem bei Rentnern und Langzeitarbeitslosen will sich der Minister das Geld holen. Daß eine „Wutwelle“ (Bild) enttäuschter Rentner jetzt auf ihn zurollen wird, damit hat Riester in seinem früheren Leben als Vizechef der IG Metall wohl nicht gerechnet. Auch nicht damit, wie schnell man im harten Bonner Geschäft die Rollen wechseln kann und muß. Der 55jährige gelernte Fliesenleger galt in der IG Metall noch als Modernisierer, rutschte in Bonn aber in die Rolle des Strukturkonservativen. Dabei war der Quereinsteiger von Schröder als Hoffnungsträger in sein Kabinett geholt worden. Doch Riester geriet schnell ins Abseits. Er vertraute auf die Macht der Vernunft, wo andere auf die Macht der Medien setzen. Jetzt kann sich der gebürtige Allgäuer nur noch auf eins verlassen: Sein Job ist so mies, daß ihn voraussichtlich erst mal kein anderer will. Foto: AP

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