: Alles öko für Cora und Co.
Artgerechte Tierhaltung und bio-dynamischer Landbau: Mit einem großen Hoffest feiert Gut Wulfsdorf zehnjähriges Jubiläum ■ Von Anna von Villiez
Wenn sich Usambara, Silke und Cora jeden Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen über Ahrensburg gemächlich aus dem Klee erheben und auf den Melkstand zutraben, ist das der Beginn eines langen Tages auf Gut Wulfsdorf. Und der beginnt für die Menschen mitnichten mit dem Frühstück: Bevor sich die zwei Bauersfamilien und die 15 MitarbeiterInnen an den Tisch setzen, haben sie bereits 50 Milchkühe, etwa 120 Rinder und Ochsen, 100 Schweine, 500 Hühner und 30 Schafe mit ihren Lämmern versorgt.
Artgerecht, versteht sich. Das Hamburger Staatsgut, Baujahr 1910, wird seit 1989 von Elisabeth und Georg Lutz geleitet, die zusammen mit dem Ehepaar Annegret und Jan Koning und ihren insgesamt zehn Kindern im Guthaus leben. In dem Jahrzehnt haben sie den konventionellen Mastbetrieb mit Ackerbau in einen Mikrokosmos auf 270 Hektar verwandelt, der nach der bio-dynamischen Wirtschaftsweise nach Rudolf Steiner bearbeitet wird.
Ein Standbein bildet weiter der Ackerbau. Getreide, Kartoffeln, Erbsen und Ackerbohnen werden ohne chemische Pflanzenschutzmittel in einer sechsjährigen Fruchtfolge angebaut. Neben der Milchproduktion und den hofeigenen Milcherzeugnissen wie Joghurt, saure Sahne und Quark und der Fleischproduktion spielt jedoch der Gemüseanbau eine wichtige Rolle durch die direkten Vermarktungsmöglichkeiten.
Die ergeben sich zum einen über den Hofladen, der zu einem Drittel eigene Produkte anbieten kann. Außerdem werden die Bio-Märkte in Blankenese, am Ottenser Spritzenplatz, in Niendorf, Wandsbek, Winterhude und Rahlstedt vom Marktwagen angefahren. Seit drei Jahren macht zudem die „Grüne Kiste“ ihre Runden, ein selbständiger Liefer-Service im Rahmen des Hofes. Wöchentlich können sich Interessierte mit der Biokiste beliefern lassen, in der sich – abgestimmt auf die Haushaltsgröße – wahlweise das „Vollsortiment“ mit Gemüse, Salat und Brot, Eiern und Kräutern findet, ein Schonkost-Sortiment oder die spezielle Mutter-und-Kind-Auswahl.
Der direkte Draht zum Kunden ist wichtig. Auch 30 Prozent des Rind- und Schweinefleisches werden direkt vom Hof verkauft, daneben Lammfleisch, Suppenhühner und Weihnachtsgänse zu monatlichen Schlachtterminen. Seit Herbst beherbergt der Hof zusätzlich eine selbständige Bäckerei, für die Zukunft sind eine Käserei und ein Café geplant. Denn da der Markt ökologischer Produkte zunehmend dichter wird, ist ein großes Projekt wie Gut Wulfsdorf schwer über Wasser zu halten. „Man verdient ein Drittel von anderen, und man arbeitet oft das Doppelte“, sagt Elisabeth Lutz. „Doch für uns wäre eine andere Form der Landwirtschaft als die bio-dynamische undenkbar.“
Daß das zehnjährige Jubiläum ausgiebig gefeiert wird, steht deshalb außer Frage. Alle, die mitfeiern wollen, sind am 3. Juli von 10 bis 18 Uhr herzlich eingeladen zum großen Hoffest. Mit Kulturellem und Kunsthandwerk, Biotombola und Ponyreiten, Edelsteinsuchen und Treckerfahrten und – natürlich – hofeigenen Speisen und Getränken.
Gut Wulfsdorf, Bornkampsweg 39, 22926 Ahrensburg, Tel.: 041 02/511 09 (Führungen für Gruppen möglich)
Hofladen-Öffnungszeiten: Mo-Do 9-13 + 14.30-18 Uhr, Fr 9-18 Uhr, Sa 8.30-13 Uhr
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen