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Geldwerte Zugeständnisse erwartet

Arena-Konzept: Mysteriöser Vorschlag zur Deckung von Finanzloch  ■ Von Gernot Knödler

Einen Tag vor Ablauf ihrer Frist haben die Deuteron-Geschäftsführer Andreas C. Wankum und Jehuda Geldmann gestern einen Vorschlag gemacht, wie eine große Mehrzweckhalle (Arena) im Volkspark privatwirtschaftlich betrieben und finanziert werden könnte. So ganz privat wird sich die Sache jedoch nicht abspielen: Denn erstens sollen die Investoren das Gelände für die Arena und die dazugehörige Mantelbebauung für lediglich eine symbolische Mark erwerben dürfen. Und zweitens sind in dem Konzept Unwägbarkeiten von zig Millionen Mark enthalten, für die die Stadt aufkommen soll.

„Wir wollen kein Geld“, sagte Andreas C. Wankum gestern der taz hamburg. Ihm sei bewußt, daß die Staatskassen leer sind. Angesichts der öffentlichen Subventionen für Kunst und Kultur hält er jedoch ein Entgegenkommen der Stadt für angemessen: „Wenn 200 Millionen Mark jährlich für drei Prozent der Bevölkerung ausgegeben werden, dann, meine ich, können 97 Prozent der Bevölkerung auch erwarten, daß man ihnen eine vernünftige Veranstaltungsstätte bietet.“ Wie die Unterstützung der Stadt aussehen soll, darüber wollte Wankum sich gestern nicht äußern. Sein Vorschlag sei in dem Konzept enthalten, das jetzt von der Wirtschaftsbehörde geprüft wird.

Die geplante Arena ist Teil eines Projektpakets für den Volkspark: Der Senat ließ sich dafür, daß er das Stadiongelände für eine symbolische Mark an die Stadionbetreibergesellschaft verkaufte, versprechen, die Arena werde ohne Staatsknete gebaut und betrieben. Hält Deuteron diese Zusage nicht ein, muß die Holding einen Teil der 21,3 Millionen Mark, mit denen sich die Stadt am Stadionbau beteiligte, zurückzahlen.

Weil es schwierig ist, eine nach Deuteron-Angaben 140 Millionen Mark teure Halle rentierlich zu betreiben, machte der Senat Zugeständnisse: Zwischen Arena und Stadion sollen die Investoren auf städtischem Grund Gaststätten, Kinos oder auch ein Schwimmbad bauen dürfen, aus deren Einnahmen die erwarteten Defizite der Arena zu decken wären.

Er gebe Interessenten für ein Sportfachgeschäft, eine große Disco, Erlebnisgastronomie und ein Megaplexkino, sagte Wankum. Letzteres sei eine „Kinowelt für sich mit bis zu 40 Sälen“. Für ein mögliches Hotel fehlt noch der Betreiber.

Weil die Einnahmen hieraus nicht genügen würden, um den Geldbedarf für die Arena zu decken, hat sich Wankum zwei weitere Geldquellen ausgedacht: Mit sechs großen Unternehmen verhandle er darüber, wieviel sie dafür zahlen würden, daß die Arena ihren Namen tragen darf. Außerdem will er vorab 35 von 70 Logen verkaufen.

Auch mehrere Ko-Investoren und Mitbetreiber hat Deuteron angeblich an der Hand: „Wir würden Harkimo in Helsinki bevorzugen“, sagte Wankum. Die mittelständische Gruppe passe „gut in die Struktur hier“. Harry Harkimo betreibt in Helsinki angeblich die erfolgreichste privat finanzierte Mehrzweckhalle Europas.

Weil das alles wahrscheinlich immer noch nicht reicht, wird jetzt spekuliert, Deuteron könnte von der Stadt ein weiteres Grundstück verlangen. Heike Sudmann von der Bürgerschaftsgruppe Regenbogen forderte vorsichtshalber „nicht nur null Pfennig Staatsknete für die Arena, sondern auch null Quadratmeter Grundstücksgeschenke“.

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