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Werder: Des Kaisers neue Kleider

■ Mitglieder wählen heute den Aufsichtsrat, dieser dann den Vorstand. Das alte Präsidium bleibt aber an den Schaltstellen der Macht.

Das dienstälteste Präsidium der Fußball-Bundesliga tritt zurück. „Das ist eine historische Versammlung. Nichts wird mehr so sein wie es war“, lautete der Ausblick von Manager Willi Lemke auf die außerordentliche Mitgliederversammlung des SV Werder Bremen am heutigen Mittwoch in der Werder-Sporthalle. Neben Präsident Franz Böhmert, seit 29 Jahren an der Vereinsspitze, geben „Vize“ Klaus-Dieter Fischer (25), Schatzmeister Manfred Müller (11) und Lemke (18) selbst ihre viele Jahre lang ausgeübten Ämter auf. Das Präsidium hatte dies im Zuge des Abgangs von Ex-Trainer Felix Magath bereits angekündigt. Eine neue Satzung und professionellere Strukturen sollen beim SV Werder den Weg in Richtung Kapitalgesellschaft ebnen.

Die Zäsur ist aber – entgegen ersten Ankündigungen – nicht besonders radikal. Das bisherige Führungsquartett bleibt dem DFB-Pokalsieger auch nach der Struktur-Reform erhalten und sitzt weiterhin an den Schaltstellen der Macht. „Die Befugnisse sind teilweise sogar größer“, gab Lemke zu. Der zukünftige Bremer Bildungssenator für die SPD kann als Mitglied im neu installierten Werder-Aufsichtsrat über Einstellungen und Entlassungen entscheiden. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Franz Böhmert vorgesehen. Das Siebener-Gremium muß von den Mitgliedern gewählt werden, fast alle Personalentscheidungen sind aber bereits im Vorfeld gefallen.

Neben Böhmert und Lemke sollen unter anderem SAT.1-Reporter Jörg Wontorra, Ex-Profi Hans Schulz und Werftbesitzer Friedrich Lürssen in den Aufsichtsrat gewählt werden. Dieser benennt anschließend den aus vier Personen bestehenden Vorstand. Der designierte Vorstandsvorsitzende und neue Clubchef, Jürgen L. Born (58), bringt als ehemaliger Bankdirektor beste Voraussetzungen mit, um sich auch um die Finanzen des Vereins zu kümmern. Klaus-Dieter Fischer rückt ebenso in den Vorstand wie der bisherige Schatzmeister Manfred Müller. Er gibt seinen Beruf als Vorstandsvorsitzender der AOK Bremen/Bremerhaven auf und tritt als hauptamtlicher Marketing-Direktor in die Fußstapfen von Willi Lemke.

An der Bestätigung von Trainer Thomas Schaaf bestehen keine Zweifel. Somit wird in Bremen nur noch ein Sportdirektor gesucht. Ex- Nationalspieler Hansi Müller (42) zog am Dienstag seine Kandidatur zurück. „Die Absage erfolgte ausschließlich aus familiären Gründen“, meinte Lemke. Als Favorit auf den hauptamtlichen Posten, der mit Sitz und Stimme im Vorstand verbunden ist, gilt nun Ex-Profi Klaus Allofs. Der 56malige Nationalspieler, der seine Bundesliga-Karriere 1993 hier in Bremen beendet hatte, ist laut Lemke allerdings nicht der einzige Bewerber. Diese Entscheidung kann der Aufsichtsrat jedoch frühestens bei seiner ersten Zusammenkunft morgen treffen. dpa

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