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Arme Barbie! Die Puppe muß alleine Fußball spielen

■ Die Frauenfußball-WM erreicht beachtliche Vermarktungsdimensionen. Nur die Soccer-Barbie will keine haben. Und das, obwohl Vorzeigespielerin Mia Hamm für sie Modell stand

Washington (taz) – Die Frauenfußball-WM ist erst die dritte ihrer Art, gilt aber als Musterbeispiel für erfolgreiche Vermarktung von Frauensport. Sie erlebt jede Menge Werbung im Fernsehen, in Zeitungen, in Zeitschriften. Und sie erreicht ungewohnte Dimensionen, was den Verkauf der handelsüblichen Memorabilien betrifft.

Für derlei Dinge übrigens müssen die US-Fans an den Ständen vor den Stadien teuer bezahlen. Der offizielle WM-Pin kostet immerhin satte sechs Dollar. T-Shirts sind sündhaft teuer. Dennoch sind die Verkaufsstände um die Stadien dicht umlagert. Es wird gekauft, was die Stände hergeben. Das ist in allen Städten so, in denen diese WM ausgetragen wird, und besonders natürlich, wenn das US-Team antritt.

Den größten Coup, so schien es zunächst, hatten die WM-Organisatoren bereits im letzten Spätherbst gelandet, als sie den Vertrag mit einem Spielzeugproduzenten abschlossen. Seit Jahresbeginn ist eine fußballspielende Barbie-Puppe auf dem Markt. Der Slogan: Barbie goes soccer. Soccer-Barbie gibt es in einer blonden und drei schwarzen Versionen.

Natürlich konnte niemand anders als die mit Hilfe von Nike zur weltbesten Fußballerin gepushte US-Vorzeigespielerin Mia Hamm Patin für die Puppe sein.

Die Idee der PR-Strategen ist einfach. Schon die kleinsten Kinder sollen auf diese Weise mit Fußball in Verbindung gebracht werden. Sie können zwar noch nicht laufen, geschweige denn gegen einen Fußball treten, aber das macht nichts: Ihre Puppe kann das. Auf Knopfdruck kickt sie. Sie kann auch Einwürfe machen. Selbst an ein Schweißband haben die Produzenten gedacht. Da freut sich jede soccer mum, wenn ihre Tochter auf diese Weise beginnt, Fußball zu spielen. Dachten sich die Wirtschaftsbosse.

Es kam aber anders.

Vermutlich ist die fußballspielende Puppe der einzige Mißerfolg bei dieser WM. Alle Stände sind nach einem Spieltag gnadenlos leergekauft. Nichts ist mehr zu haben – außer der Puppe. Woran deren Marketing-Experten nämlich nicht gedacht haben, ist: Präsentiert und gefeiert wird bei dieser WM im Frauenfußball die selbstbewußte, aufstrebende, moderne junge Frau. Animiert wird der Teenie, sich zu befreien und selbstbewußt seine sportlichen Bedürfnisse auszuleben.

Die Puppe hingegen ist das Symbol alter Tage. Sie verkörpert jene alten Zöpfe, von denen frau sich trennen möchte. Die Puppe verkleinert. Sie ist das Gegenteil der neuen Frau. Die ist aktiv, erfolgreich, kann alles und ist attraktiv. Sie ist wie Mia Hamm.

Deren erstes Buch, über 400 Seiten dick, kam dieser Tage auf den Markt. „Go for the goal“ heißt es. Der Name ist Programm. Es handelt sich nicht um eine Autobiographie, sondern um eine Anleitung, erfolgreich Fußball zu spielen. Das ist interessant für Mädchen, die so sein wollen wie Mia Hamm. Das kaufen sie.

Fragt man in diesen Tagen vor den StadienMädchen, ob sie sich eine Soccer-Barbie kaufen würden, ist die Antwort immer gleich. Wenn sie nicht direkt nein sagen, lächeln die jungen US-Amerikanerinnen. Mitleidig. Soccer-Barbie? Was für eine dumme Idee! Kann doch nur ein Mann drauf kommen. Rainer Hennies

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