Berlin 2000 vielleicht ohne Love Parade

■ Begründer „DJ Motte“ beklagt „Kampf gegen die Windmühlen der Berliner Verwaltung“ und droht mit dem Weggang. Hintergrund ist der Streit um das Catering für die Raver

Noch eine Woche bis zur Love Parade, doch von Liebe keine Spur. Die Veranstalter haben gestern angekündigt, die Love Parade im Jahr 2000 nicht mehr in Berlin stattfinden zu lassen. Der Grund: „Wir werden in Berlin behindert, wo es geht“, klagte der Begründer „DJ Motte“. Er sei es leid, „als Don Quichotte gegen die Windmühlen der Berliner Verwaltung anzukämpfen“. Mit welcher Stadt man in Verhandlung stehe, wollte er nicht sagen.

Hintergrund ist die Vergabe des Catering durch das Bezirksamt Tiergarten an die Firma Nareyka, die bereits im vergangenen Jahr die Verpflegung der Raver organisiert hatte, nachdem planetcom damit gescheitert war. Seit planetcom vor einer Woche vor dem Verwaltungsgericht mit dem Anspruch auf die alleinige Versorgung unterlegen war, wirft man Baustadtrat Horst Porath (SPD) „Absprachen unter der Hand“ vor. Nareyka, die für viele Bezirke Straßen- und andere Feste organisiert, hatte bereits einen Tag vor der Anmeldung der diesjährigen elften Love Parade vom Bezirksamt die „Zusicherung für eine Sondernutzungserlaubnis zur Durchführung der Versorgung der Teilnehmer der Love Parade mittels Getränke- und Imbißständen“ bekommen. Doch zugleich wurde darauf hingewiesen, daß die Zusicherung unwirksam werde, wenn gerichtlich verboten werde, die Erlaubnis zu erteilen. Nach der Niederlage vor dem Verwaltungsgericht will planetcom nun vor das Oberverwaltungsgericht ziehen. Außerdem hat auch eine andere unterlegene Firma eine Neuvergabe der Sondernutzungsrechte beantragt und einen Gang vor das Verwaltungsgericht angedroht.

Baustadtrat Porath sieht all dem gelassen entgegen. „Der Vorwuf der Vetternwirtschaft ist lachhaft“, sagte er. „Wir sind hier nicht in einer Bananenrepublik und vergeben die Aufträge nach Jux und Dollerei.“ Im Rahmen eines „normalen verwaltungstechnischen Verfahrens“ seien die Bewerber und ihre Konzepte verglichen worden. Als „Beweis“, daß es keine Bevorzugung gegeben habe, führt Porath an, daß Nareyka, die 1998 das Turmstraßenfest organisiert hat, dieses Jahr den Zuschlag dafür wegen mangelnder Konzeption nicht bekommen habe. Auf den drohenden Abzug der Parade aus Berlin reagierte Porath fast erleichtert. „Ich würde es nicht bedauern. Wer nur unter Gewinnmaximierung arbeitet, dem kann ich keine Träne nachweinen.“ Er warf den Organisatoren außerdem Arroganz vor. „Die sitzen auf dem hohen Roß, von dem sie endlich runterkommen sollten.“ Bezirksbürgermeister Jörn Jensen (Bündnisgrüne) sagte, daß die Absage Berlin „einen Haufen administrativen Aufwand“ ersparen würde.

Die Veranstalter indes machen keinen Hehl mehr aus ihrer Abneigung gegen den Bezirk, mit dem sie seit Jahren wegen der Schäden im Tiergarten im Clinch liegen. „Die oberen Etagen des Senats finden die Veranstaltung toll“, sagte Pressesprecher „Disko“, „aber die untere Senatsebene hängt uns wie ein Köter an der Wade.“ Sollte es bis zum kommenden Samstag nicht zu dem gewünschten „Love Parade Forum“ kommen, mit dem planetcom über den Verkauf von Getränken etwa 180.000 Mark für die Müllbeseitigung aufbringen will, dann sei Schluß. „Wir haben die Schnauze voll“, so „Disko“ weiter. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß planetcom bei der Versorgung trockener Raverkehlen und hungriger Ravermägen nicht ganz außen vor ist. Sie werden das Catering in Charlottenburg und so den Verkauf von Essen und Getränken in den Zugangsstraßen zur Route übernehmen. B. Bollwahn de Paez Casanova