Wachsende Proteste gegen Öcalan-Urteil

■ Bombenanschläge mit Toten in der Türkei und Deutschland

Istanbul/Köln (dpa) – Wenige Tage nach dem Todesurteil für den kurdischen Separatistenführer Abdullah Öcalan sind in der Türkei erstmals wieder Anschläge kurdischer Extremisten verübt worden. Dabei kamen im Osten des Landes sechs Menschen ums Leben, wie der private Fernsehsender NTV gestern berichtete. Weitere acht Menschen wurden bei diesem und einem anderen Anschlag verletzt. Bei einem Anschlag auf ein Kaffeehaus in Elazig im Osten der Türkei wurden am Donnerstag abend vier Zivilisten erschossen und fünf weitere Menschen verletzt; bei einer Bombenexplosion in einem Kaffeehaus in Istanbul wurden am Donnerstag abend drei Menschen leicht verletzt.

In Deutschland wurden in der Nacht zum Freitag in der dritten Nacht in Folge Anschläge auf türkische Einrichtungen verübt. In Gehlberg in Westfalen warfen Unbekannte einen Brandsatz in ein türkisches Lebensmittelgeschäft. Im benachbarten Hille versuchten Täter, ein italienisches Restaurant, das einem Türken gehört, in Flammen zu setzen. In Herne (Ruhrgebiet) und Niederkassel (Rhein-Sieg-Kreis) wurden Brandsätze gegen die Gebäude von deutsch-türkischen Kulturvereinen geschleudert, in Wesseling bei Köln gegen ein türkisches Kaffeehaus. Ein Lebensmittelgeschäft war Ziel eines Anschlags in Solingen.

In Köln wurde ein 33jähriger Türke am späten Donnerstag abend erstochen. Die Bluttat ereignete sich nach Polizeiangaben in einem Vereinslokal linksorientierter türkischer Gruppen. Es gebe bislang aber keine Erkenntnisse, ob es sich um eine politisch motivierte Tat im Zusammenhang mit dem Todesurteil handele, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei wollte keine Auskünfte geben, ob es sich bei dem Getöteten um einen Kurden handeln könnte.