Serben erschossen Kinder

■ Kosovo-Ermittler entdecken sieben Kinderleichen. „Horrorfund“ stärkt die Anklage gegen Milosevic

Berlin (taz) – Als serbische Truppen am 25. März das Dorf Bela Crkva im Südwesten des Kosovo angriffen, flüchteten die Bewohner aus dem Ort und suchten Schutz in einem nahe gelegenen Flußbett. Dort, unter einer Eisenbahnbrücke, drängten sie sich zusammen. Eine serbische Polizeipatrouille schoß auf sie, zehn Frauen und Kinder wurden getötet.

Diese Schilderung von Augenzeugen war für die Ermittler des Internationalen Kriegsverbrechertribunals so glaubwürdig, daß sie sie in die Anklageschrift gegen Slobodan Miloševic aufnahmen.

Jetzt haben britische Ermittler die Leichen in einem Grab gefunden: Neben fünf Erwachsenen vier Mädchen im Alter von sechs, neun, zehn und zwölf Jahren und drei Jungen, vier, sechs und sieben Jahre alt. „Es ist ziemlich klar“, sagt der britische Experte David Gowan, „daß sie alle aus kurzer Entfernung in den Hinterkopf geschossen wurden.“ Gowan ist der Leiter eines 16köpfigen Teams von Spezialisten, die im Kosovo Beweise für die Anklage gegen Miloševic sammeln. Er nannte den Fund der Kinderleichen „eine Horrorentdeckung“. Der britische Außenminister Cook sagte, wer solche Taten verübe, sei kein Mensch mehr. „Wie kann jemand einem Vierjährigen die Pistole an den Kopf setzen und abdrücken?“

65 Männer, die von den Frauen und Kindern getrennt worden waren, wurden kurze Zeit später in dem Flußbett erschossen. Die Miloševic-Anklage nennt allein 23 ermordete Mitglieder der Familie Zhuniqi, unter anderem den sechsjährigen Dardan, seine zwei Jahre ältere Schwester Dardane sowie einen vierjährigen Jungen. Stefan Schaaf

Tagesthema Seiten 2 und 3