Bestätigung für Nichtflieger

■  Eine neue Doku-Soap mit Mißtönen: „Frankfurt Airport“ (21 Uhr, ZDF)

Der bekennende Nichtflieger fühlt sich bestätigt. Ein Flughafen ist ein Moloch, ein für den Außenstehenden undurchsichtiges, verwirrendes System, aber auch ein organischer Betrieb, der von Menschen in Gang gehalten wird. Immerhin lassen sich, wo Menschen tätig sind, Geschichten finden. Schon in Spielserien wie „San Francisco Airport“ oder dem deutschen Pendant „Abenteuer Airport“ diente dieser Mikrokosmos als Schauplatz, und es war nur naheliegend, hier nach Material für eine der derzeit prosperierenden „Docu-Soaps“ zu suchen.

Das Reporterteam Ulli Rothaus und Bodo Witzke hat knapp neun Monate lang auf dem Frankfurter Flughafen gedreht. Die Geschichten, die sie festgehalten haben, entwickeln einen ganz eigenen Sog. Man möchte schon wissen, wie es weitergeht mit den Anwärterinnen auf den Job der Flugbegleiterin, und man bangt mit der Engländerin, die verzweifelt ihren Anschlußflug sucht und nebenbei gute Gründe liefert, von Flugreisen abzusehen: Ratlos irrt sie von Schalter zu Schalter; niemand ist zuständig oder willens, ihr zu helfen. Auch die Nachwuchs-Stewardessen verlieren fast die Orientierung in den endlosen Gängen, während sich ein anderer Korridor für einen Afrikaner und für einen Chinesen als Sackgasse erweist.

Den beiden Autoren – auch Kameramann und Cutterin leisten einen wesentlichen Beitrag – geht es darum, wie bei einer narrativen Serie beim Publikum Empathie zugunsten der handlungstragenden Figuren herzustellen. Mit Hinblick auf eine unterhaltsame Note werden dramaturgisch – und durchaus legitim – Teilinformationen anfangs zurückgehalten, um Überraschungseffekte zu erzielen. Die Verfahrensweise findet akustischen Ausdruck in der amüsiert klingenden Stimme des Erzählers, des vertrauten „Magnum“-Synchronsprechers Norbert Langer.

Unabänderlich ist bei dieser Gestaltungsform, daß tragische Vorgänge aufgeweicht werden. Auch wenn die Autoren an Hintergründen interessiert sein mögen und das Schicksal des abgewiesenen Chinesen in den Aussagen der Grenzschützer aufscheint, der Tonfall des Sprechers suggeriert Belustigung, schafft für den Zuschauer Distanz und damit die Möglichkeit der Abwehr.

Hingegen fehlt der Abstand da, wo er notwendig wäre. „Was machen Sie jetzt mit dem Burschen?“ fragt einer der Reporter salopp den Grenzschutzbeamten, der den Chinesen durch den Erkennungsdienst geleitet hat. Ein herabsetzender Sprachgebrauch, der auf der Flughafenwache üblich sein mag und dann gewiß dokumentarisch abgebildet gehört, der sich einer neutralen Instanz wie dem begleitenden Reporter aber grundsätzlich verbietet. Harald Keller