: Schulen droht „Planungs-Chaos“
■ Bremens neuer Bildungssenator Willi Lemke (SPD) versprach bei seinem „warming up“ in den Schulen noch nichts Konkretes
„Eine ordnungsgemäße Planung des kommenden Schuljahres ist unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht möglich und kann von den Schulleiterinnen und Schulleitern nicht umgesetzt werden. Wir lehnen die Verantwortung für das kommende Planungschaos ab und werden zu gegebener Zeit die Öffentlichkeit informieren“, so knallhart steht es in einer Resolution, die die Schulleiter der Sek-I-Schulzentren am Donnerstag Bildungssenator Willi Lemke überreicht haben. Er hatte Vertreter aller Schulstufen zum „warming up“ geladen.
Die Schulleiter waren von dieser Einladung positiv überrascht. „Die frühere Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs hat nie das Gespräch mit uns gesucht“, sagt zum Beispiel der Leiter des gerade in Abwicklung befindlichen Schulzentrums Huckelriede, Wilfried Kipper. Lemke habe den Schulleitern seine Unterstützung bei ihrer Arbeit mit der Bemerkung versichert, er stünde auf ihrer Seite. Die Schulen sollten Probleme aber intern zu klären versuchen, meinte Lemke. Er liebe es nicht, bei der Zeitungslektüre morgens von großen Schlagzeilen überrascht zu werden. Auch auf die sprachliche Vorlage eines Schulleiters, man könne nicht mit neun Spielern aufs Feld gehen, wenn man Erfolg haben wolle, signalisierte Lemke Verständnis. „Ein Motivationskünstler“, staunte Franz Jenschke, der Leiter der Gesamtschule Ost. Lemke sei „in bester Franke-Manier“ auf die Lehrer zugegangen.
Gleichzeitig hatte Lemke aber um Verständnis dafür gebeten, daß er konkret noch nichts sagen könne. Insbesondere wollte er zu dem Protest der Sek-I-Schulleiter nichts sagen. Sie sollen mit insgesamt weit über 1.000 „Minus-Stunden“ gegenüber dem, was ihnen nach der offiziellen Schüler-Lehrer-Relation zusteht, das nächste Schuljahr planen: „Uns fehlen 55 volle Lehrerstellen“, steht in der gemeinsamen Resolution der Sek-I-Lehrer. Die Schulverwaltung hatte von den Schulleitern im Vorfeld die Bereitschaft verlangt, den Mangel gleichmäßig zu verteilen. Am vergangenen Mittwoch hatten die Schulleiter daraufhin eine Sitzung in der Behörde unter Protest verlassen (vgl. taz 8.7.).
Dabei wäre das „Loch“ zu schließen, meint der Sprecher der Sek-I-Schule: 96 ältere Lehrer-Kollegen haben das Angebot einer „Altersteilzeit“ angenommen. Wenn man das dadurch eingesparte Geld nehmen würde, könnte man damit 46 junge Kollegen einstellen, rechnet er vor. Aber bisher solle ja durch die Altersteilzeit schlicht Geld gespart werden – auf Kosten der ordentlichen Unterrichtsversorgung.
„Unter diesen Umständen wird es unumgänglich, weniger Unterricht anzubieten, als die Stundentafeln es vorsehen“, hatte die Arbeitsgemeinschaft der Schulkonferenzen im Bremer Westen am Dienstag festgestellt. Die anwesenden Vertreter der Schulkonferenzen hielten es für „ausgeschlossen, daß die Schulkonferenzen einem solchen Abbau des Unterrichtsangebotes zustimmen werden“. Spitzenreiter in der „Minus“-Liste ist das Schulzentrum Findorff. Dort fehlen im kommenden Jahr planmäßig 117,5 Lehrer-Stunden K.W.
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