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Love Parade statt Freilichtspielen

Immer nur Winnetou bringt's ja nicht. So haben sich am Samstag morgen Jeanne und ihre Freundinnen von Bad Segeberg nach Berlin durchgeschlagen. Zusammen mit  ■   Michiel de Ruiter (Fotos)

6 Uhr Abfahrt in Bad Segeberg, 10.30 Uhr umsteigen in Hagenau. Jetzt geht die Party richtig los. Erst auf dem Bahnhof haben sich Jeanne und ihre Freundinnen in ihren Ravefummel getraut. „Zu Hause laufen wir nie so rum!“ Sie sind alle 17 Jahr' und haben buntes Haar. Zusteigende werden mit Pfiffen begrüßt. Im Zug hat Jeanne den Waggon im Blick, während Ines den Berliner tip studiert – nach der Love Parade wird schließlich noch weitergefeiert.

13.33 Uhr, Berlin Spandau. Endlich angekommen. „Wie kommen wir jetzt in 27 Minuten in die City?“ Vor allem: „Wo lassen wir unsere Rucksäcke?“ Jeanne holt den Stadtplan raus. Eine Stunde später haben sich die Mädels im Hotel Unter den Linden für 99 Mark ein Zimmer gemietet, ihre Segeberg-Klamotten deponiert und bereits mit gerade gekauften Trillerpfeifen das Brandenburger Tor Richtung Großer Stern passiert.

„Ich will auf jeden Fall die Umzugswagen sehen.“ Als Jeanne vorletztes Jahr zum ersten Mal auf der Love Parade war, hatte sie keinen einzigen Truck gesehen, war sie einfach in der Menge steckengeblieben. Heute ist sie total in Ekstase, und Zugbegleiter müssen aufpassen, daß sie und Damaris nicht unter die Räder geraten. Die beiden finden alles „total geil“.

18 Uhr. Jeanne und ihre Freundinnen haben sich in zwei Gruppen geteilt. An der Siegessäule wollen sie sich wieder treffen. Da sind aber auch ungefähr 1,5 Millionen andere Raver. Na dann eben später im Hotel. Seit 5 Uhr sind sie auf den Beinen – ohne Pillen. Als schließlich gegen 20 Uhr die Sonne langsam untergeht, verschwindet auch Jeanne im Gegenlicht des Tiergartens.

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