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Berichtigung

Schön, wenn man Freunde hat. Liebe Menschen, die für einen da sind, wenn es mal nicht so läuft. Noch schöner als Freunde sind mächtige Freunde. Wer wüßte das besser als eine notleidende Kulturinstitution, der Etatkürzungen, pauschale Minderausgaben und sonstige Sparauflagen das Leben schwer machen. So gesehen ist die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg fein raus. Freunde, die hat sie – und das nicht zu knapp. Illustre Persönlichkeiten, darunter sogar zwei Exbundespräsidenten, Roman Herzog und Richard von Weizäcker.

Und dieser Freundeskreis der Akademie der Künste hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie wollen beispielsweise Geldmittel beschaffen, für die „Erwerbung wichtiger Werke von Mitgliedern der Akademie der Künste“. Das kann teuer werden, schließlich wird in der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg niemand einfach so Mitglied. Da sollte man schon ein gewichtiges Schaffen vorweisen, ein Lebenswerk im günstigsten Fall. Bösartig disponierte Zeitgenossen mögen einwenden, die Akademie der Künste sei ein Honoratiorenklub, ein matter dazu, was brauchen die extra einen Freundeskreis?

Doch die Freunde der Akademie haben höhere Anliegen als das der bloßen Selbstversorgung: eines der edelsten heißt „Förderung von jungen Künstlern“. Zwar fördert die Akademie bereits junge Künstler seit mehr als zwanzig Jahren. Damals nämlich gründeten sie und der Deutsche Akademische Austauschdienst in einem ehemaligen Krankenhaus in Berlin-Kreuzberg das Künstlerhaus Bethanien. Dorthin kommt künstlerischer Nachwuchs aus aller Welt für ein Jahr zum Wohnen und zum Arbeiten, ausgewählt von einer kompetenten, unabhängigen, jährlich wechselnden Jury. Am Ende des Aufenthalts haben die Stipendiaten die Möglichkeit, ihre Arbeiten in einer Ausstellung zu zeigen. Das Problem: Die Einrichtung hat kein Geld mehr. Ohne finanzielle Hilfe eines Tabakkonzerns wäre das Atelierprogramm längst sang- und klanglos eingegangen.

Daß es dabei nur um ein paar wenige hunderttausend Mark geht, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil: Es wirft die Frage auf, warum die jährlich mit einem Betrag von mehreren Millionen alimentierte, um die Förderung von jungen Künstlern ach so besorgte Akademie der Künste mitsamt ihrem Freundeskreis nicht endlich einspringt. Etwa, weil die Häuptlinge in der Akademie nicht mitreden dürfen bei der Auswahl der Stipendiaten? Sie nicht ihre ergebenen „Schüler“ unterbringen können, dafür aber befürchten müssen, daß sich dort KünstlerInnen entwickeln, die selber einmal zu Häuptlingen werden? Wo doch für Häuptlinge gilt: Du sollst keinen Häuptling neben dir haben – außer in der Akademie. U. C.

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