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Rotes Kreuz: Freizis statt Pflaster

■ Die große Koalition will freie Träger an Freizeitheimen beteiligen / Erstes Modell mit dem DRK läuft bereits / Heimleiter haben Zukunftsangst / Finanzierung ist noch unklar

Die neue Wunderwaffe im Ringen um eine kostengünstige Freizi-Organisation ist in Stellung gebracht: Stadteigene Freizeitheime sollen sich durch eine Beteiligung freier Träger zum Teil verselbständigen, vereinbarten SPD und CDU in ihrem Koalitionsvertrag. Ein erster Modellversuch dazu läuft in der Neustadt bereits an – doch schon jetzt trauen die Heimleiter den Plänen nicht: Sie malen private Jugendclubs mit Clubkarten als Teufel an die Wand und bangen um ihre Arbeitsplätze.

Dabei sind sich die Freizi-Mitarbeiter eigentlich einig, daß in der Jugendarbeit etwas passieren muß. Zur Zeit sieht es für die Freizeitheime nämlich düster aus: Die städtischen Zuschüsse stagnieren. Viele Häuser leiden unter chronischem Personalmangel und können ihre Öffnungszeiten nicht aufrechterhalten. Außerdem werden undichte Dächer und beschädigtes Mobiliar nur selten repariert.

Silke Striezel, jugendpolitische Sprecherin der CDU, fordert deshalb: „Die Qualität der Freizi-Konzepte muß verbessert werden. Wenn die Gelder in Zusammenarbeit mit freien Trägern sinnvoller angelegt werden, können wir auch mehr Jugendliche ansprechen.“

Im Freizeitheim Neustadt in der Thedinghauser Straße wird derzeit erprobt, wie der Ernstfall für eine Neuorganisation aussehen könnte: Seit Monaten diskutiert dort das Amt für Soziale Dienste (AfSD) mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) über eine Beteiligung am Freizeitheim. Hans-Günter Schwalm, der amtsinterne Fachberater für das Projekt, findet: „Das DRK ist mit seiner Erfahrung im Jugendbereich ein kompetenter Partner.“ Computergruppen und Hilfe bei der Berufsfindung im Freizi - das wäre doch was.

Allerdings sorgt die anvisierte Zusammenarbeit für Probleme: Schließlich soll das Rote Kreuz das Haus nicht ganz, sondern nur zum Teil übernehmen. Jetzt feilschen Stadt und Träger um eine gerechte Aufteilung. „Der städtische Anteil an der Finanzierung bleibt unverändert - soviel steht fest“, erklärt Hans-Günter Schwalm. Doch wieviel das Rote Kreuz beisteuern soll, ist noch unklar. DRK-Jugendbereichsleiter Vitus Blank fürchtet, daß dem eigenen Träger nur die Rolle des Juniorpartners zugewiesen wird. Er hätte aber gerne auch eigene Freizi-Bedienstete vor Ort. Denn nur investieren und dann nicht richtig mitarbeiten - das will er auch nicht. „Wenn schon, dann richtig“, findet der DRK-Mann.

Andere gemeinnützige Verbände wie der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) oder die Johanniter zeigen sich – auf Nachfrage – trotz aller Unklarheiten „gesprächsbereit“. Schließlich könnte eine Beteiligung auf lange Sicht durchaus lukrativ sein. Möglicherweise ist in ferner Zukunft doch an eine komplette Übernahme gedacht, heißt es – auch wenn das AfSD dies bislang vehement bestreitet. Rentabel müsse die Zusammenarbeit aber auch jetzt schon sein, macht ASB-Geschäftsführer Joachim Meyer klar.

Bei den Freizeitheimen dagegen überwiegt die Zukunftsangst: Was passiert mit dem Personal, wenn sich freie Träger beteiligen? Werden die neuen Jugendclubs durch freie Verbände weltsichtlich beeinflußt und künftig sogar nur nur noch mit persönlichem Clubausweis betretbar sein? Solche Fragen machen derzeit die Runde. Doch noch läßt sich das Sozialressort Zeit, um Konzepte für die neue Träger-Beteiligung zu erarbeiten. Und auch der Vertrag für die Neustadt soll erst in einem halben Jahr fertig sein. tin

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