: Bücher bleiben gebunden
Die EU-Kommission wird heute die grenzüberschreitende Preisbindung verbieten. Doch nationale Gesetze sollen feste Preise garantieren ■ Von Volker Weidermann
Heute wird die Europäische Kommission die grenzüberschreitende Buchpreisbindung zwischen Deutschland und Österreich verbieten. Das teilten Diplomaten gestern in Brüssel mit. Die Kommission folgt damit den Forderungen des Wettbewerbskommissars Karel van Miert, der in der supranationalen Preisbindung einen Verstoß gegen europäische Wettbewerbsregeln sieht.
Doch dieses Verbot wird für den deutschen Buchhandel zunächst kaum Konsequenzen haben. Denn van Miert erklärte schon gestern, daß man den Gesetzgebern eine Übergangsfrist von mindestens drei Monaten einräumen werde, um auf die neue Situation entsprechend reagieren zu können. Vertreter des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erklärten gestern, daß, sobald die Brüsseler Entscheidung wirksam werde, ein neuer Vertrag zwischen den deutschen Verlagen und Buchhändlern in Kraft treten werde, der die Buchpreisbindung auf nationaler Ebene manifestiert. Der Börsenverein zerstreute auch Bedenken, daß nunmehr Bücher deutscher Verlage massenhaft nach Österreich exportiert und dann ohne Preisbindung direkt wiedereingeführt würden: Ein Reimportver-bot soll auch dieses Schlupfloch stopfen.
Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) äußerte sich optimistisch über die Zukunft fester Buchpreise in Deutschland und kündigte ein nationales Preisbindungsgesetz an. Er glaube auch nicht, daß „riesige Internet-Lager an den Grenzen Deutschlands aufgebaut werden“, sagte er dem Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Dies „würde nur dann Sinn machen, wenn alle deutschen Verlage fest entschlossen wären, die Preisbindung zu brechen; denn die Bücher, die in solchen Lagern wären, müßten ja von deutschen Verlegern stammen“, sagte Naumann.
Währenddessen hofft der Münchner Internet-Buchhändler buch.de doch noch auf eine buchpreisbindungsfreie Zukunft und kündigte gestern schon einmal an, deutsche Bücher für Kunden in Österreich oder der Schweiz mit bis zu 30 Prozent Rabatt anzubieten. „Unsere Juristen sitzen schon in den Startlöchern“, erklärte der Marketingchef von buch.de, Michael Urban. Doch Politik, Buchhändler und Verleger zeigen sich bislang noch gemeinsam entschlossen, den Wettlauf um den Buchpreis zu gewinnen.
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