Zwickel bittet Stumpfe zum Bündnis-Test

■  IG-Metall-Chef Zwickel und Gesamtmetallchef Stumpfe wollen Beschlüsse aus Bündnis für Arbeit auf Metallindustrie übertragen: Abbau von Überstunden und Anbindung der Löhne an Gewinne im Gespräch

Berlin (dpa/taz) – Der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel hat den Arbeitgeberverband Gesamtmetall zu einem Spitzengespräch aufgefordert. Dabei sollen die Ergebnisse der dritten Bonner Runde eines Bündnisses für Arbeit auf die Metallbranche übertragen werden. Der Arbeitgeberverband nahm das Gesprächsangebot an.

Zur Forderung von SPD-Politikern nach Nullrunden für Arbeitnehmer sagte Zwickel: „Ich fordere den Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden auf, dieser Lust an Wahlniederlagen Einhalt zu gebieten.“ Dann erläuterte er die Strategie der IG Metall zur Schaffung von Arbeitsplätzen: Zunächst sollten möglichst viele Überstunden abgebaut werden. Allein in der Metallindustrie seien davon 1998 rund 200 Millionen angefallen, sagte Zwickel. Angesichts von vier Millionen Arbeitslosen sei dies ein Skandal. Kontinuierliche Überstunden – weil dies billiger sei, als Leute einzustellen – wären dann nicht mehr möglich.

Die Sondierungsgespräche können nach den Vorstellungen der IG Metall in den Regionen fortgesetzt und ihre Ergebnisse in die bestehenden Tarifverträge eingearbeitet werden. Mit dieser Aufforderung will die IG Metall testen, ob Gesamtmetall zu den Verabredungen im Bündnis steht.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hatten bei der dritten Runde zum Bündnis am 6. Juli ein gemeinsames Papier vorgelegt. Produktivitätssteigerungen sollen vorrangig in die Beschäftigungsförderung fließen. Auch wird für einen „beschäftigungswirksamen Abbau von Überstunden“ plädiert.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall betonte am Mittwoch, daß er an einer schnellen Umsetzung der verabredeten Grundsätze interessiert sei. Gesamtmetall-Chef Werner Stumpfe sagte: „Wir halten es für äußerst wichtig, daß wir uns schon sehr bald mit der IG Metall darauf einigen, die kommende Lohnrunde im Geist des Bündnisses für Arbeit zu gestalten.“ Die vorausgesagte Erholung der Konjunktur biete dafür „gute Voraussetzungen“.

Der Vorstand der IG Metall will nach eigener Aussage auch dem Wunsch von Gesamtmetall entgegenkommen, Teile der Einkommen an den Unternehmensgewinn zu binden. „Wir sind für eine Regelung wie bei Spitzenmanagern“, sagte Zwickel – eine vernünftige Grundsicherung und darauf ein attraktiver Aufschlag. Damit machte er klar, daß allenfalls über zusätzliche Einkommensbestandteile wie das 13. Monatseinkommen in Abhängigkeit vom Unternehmenserfolg verhandelt werden kann. Keinesfalls sei aber ein Eingriff in die Tarifeinkommen möglich, mit denen jeder Arbeitnehmer kalkulieren müsse. tst