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Geldpolitik gestrafft

■ Europäische Zentralbank signalisiert neuen Kurs und deutet Zinserhöhung an

Frankfurt/Main (rtr) – Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, hat die Möglichkeit einer strafferen Geldpolitik signalisiert. „Wenn Sie es so wollen, beginnt sich eine leichte Tendenz zur Zinserhöhung in unsere Überlegungen allmählich einzuschleichen“, sagte er am Donnerstag im Anschluß an die EZB-Ratssitzung in Frankfurt. Und: Ja, das bedeute „eine Änderung des Tonfalls“. Aktuell ließ der EZB-Rat die Leitzinsen unverändert.

Über den Euro, dessen Sturz seit Wochen für Unruhe sorgt, äußerte sich Duisenberg, der offenbar weiß, daß es auf die Nuance ankommt, nur am Rande – und wenig besorgt: Die gemeinsame Währung ruhe „fest auf der internen Preisstabilität“ und habe „klares Potential für einen höheren Außenwert“. Das geldpolitische System in Europa sichere die Kaufkraft des Euro im Innern und trage damit zu seiner Stabilisierung bei. Prompt konnte sich die Gemeinschaftswährung im europäischen Devisenhandel weiter erholen und notierte deutlich über 1,02 US-Dollar pro Euro.

Trotz der neuen Tendenz zu einer möglicherweise strafferen Zinspolitik bereue die EZB die Leitzinssenkung vom 8. April keineswegs. „Dies war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Duisenberg. Der damalige Zinsbeschluß könne nicht für die Schwächung des Euro am Devisenmarkt verantwortlich gemacht werden. Wenn die Nachfrage nach Krediten durch Unternehmen und Verbraucher und damit das Wachstum der Geldmenge weiter steige, sei eine Neueinschätzung der geldpolitischen Lage aber angemessen.

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