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Bezirksamt Mitte verkauft Monbijouplatz

■  Trotz vielfacher Proteste soll die östliche Seite des Monbijouparks bebaut werden. Bündnis Mitte und Anwohner protestieren gegen die Verkleinerung des Parks. Investor Capital Treuhand will im Gegenzug Kinderbad sanieren

Noch schweift der Blick vom S-Bahnhof Hackescher Markt in Mitte ohne Hindernis auf den Monbijoupark. Doch das östliche Ende des Parks soll schon bald mit einer Blockrandbebauung geschlossen werden. Dies hat das Bezirksamt Mitte gestern auf einer Sondersitzung beschlossen.

Mit dem Beschluß ist ein lang anhaltender Streit um die Zukunft des Parks zwischen dem Bezirk und der Betroffenenvertretung Spandauer Vorstadt entschieden. Während sich die Anwohner des mit Grünflächen erheblich unterversorgten Gebietes gegen eine Bebauung des Parkrandes wehrten, hatte das Stadtplanungsamt in der Vergangenheit für einen Verkauf der bezirkseigenen Grundstücke und eine Neufassung des Monbijouplatzes plädiert. Darüber hinaus hatte das Bezirksamt bereits ein begrenztes Investorenauswahlverfahren auf den Weg gebracht, obwohl der für die Parkrandschließung notwendige Bebauungsplan noch gar nicht verabschiedet ist.

An der Ausschreibung hatten sich sechs Investoren beteiligt, darunter auch die Bassmann AG, die am östlichen Rand des Parks bereits ein Grundstück besitzt. Drei waren in die engere Auswahl gekommen. Nach Informationen der taz ging der Zuschlag an die Firma Capital Treuhand, die in Mitte bereits ein Quartier hinter dem Wintergarten am Bahnhof Friedrichstraße entwickelt. Zwar hatte die Capital Treuhand, anders als die beiden Mitbewerber, nur den Verkehrswert von 5,8 Millionen Mark geboten. Gleichzeitig hatte sich die Firma aber auch bereit erklärt, Ausgleichsmaßnahmen wie die Umsiedlung der Sportflächen auf dem Gelände sowie die Sanierung des von den Bäderbetrieben stillgelegten Kinderbades zu übernehmen. Der Bezirk selbst ist am Erlös des Grundstücksgeschäftes mit 25 Prozent beteiligt. Der Rest fließt in die Landeskasse.

Uschka Thierfelder, Mitglied der Betroffenenvertretung und Abgeordnete des „Bündnisses Mitte“, übte gestern scharfe Kritik am Bezirksamtsbeschluß. Damit würde nicht nur das B-Planverfahren unterlaufen, sondern auch die Vereinbarung, daß alle potentiellen Bebauungsvorhaben im Park mit einer Entsiegelung an anderer Stelle auszugleichen seien. Da aber die Kunsthochschule Weißensee ihren Standort mittelfristig behalten werde, falle ein Stück Park weg. Der Beschluß, so Thierfelder, berge auch die Gefahr in sich, daß es nun keine Hemmschwellen mehr gebe, bezirkliche Flächen ohne Not zum Zweke der Bebauung zu verkaufen. Außerdem, meinte die Abgeordnete, sei die Sanierung des Kinderbades kein Argument für die Bebauung eines Parks.

Der Bürgermeister von Mitte, Joachim Zeller (CDU), verteidigte dagegen gestern den Beschluß. Eine Bebauung der Grundstücke, auf denen einmal die Torhäuser des Monbijou-Schlosses standen sowie eine Neufassung des Platzes seien bereits seit längerem geplant gewesen. Die Tatsache, daß die Entscheidung für die Bebauung fiel, obwohl das Bebauungsplanverfahren noch nicht abgeschlossen sei, verteidigte Zeller mit dem Hinweis auf die Haushaltslage des Bezirks.

Mit der Bebauung des östlichen Parkteils wird es allerdings noch nicht sein Bewenden haben. Auch an der Monbijoustraße gibt es Pläne zur Neubebauung, insbesondere auf dem Eckgrundstück zum Spreeufer. In diesem Zusammenhang hatte sich bereits die Welterbekulturkommission der Unesco zu Wort gemeldet. Mit der Bebauung sei die Sichtachse auf die Museumsinsel versperrt. Und die soll schließlich demnächst in die Liste der Weltkulturgüter aufgenommen werden. Uwe Rada

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