: Stadtwerke unter Druck
■ Hauptversammlung am Mittwoch soll arbeitsfähige Firmenstrukturen herstellen
Am Mittwoch tagt die Hauptversammlung der Anteilseigner der Bremer Stadtwerke, da stehen verschiedene Themen an, die den Umbau der alten „Stadtwerke Bremen“ zur modernen „swb-AG“ derzeit bremsend behindern.
Zum Beispiel war die Verschmelzung der Bremer mit den Bremerhavener Stadtwerken im vergangenen Jahr beschlossen worden, noch amtiert aber in Bremerhaven der Stadtwerke-Vorstand Artur Behnken, als wäre nichts passiert. Der Grund: die Fusion hat bisher nicht stattgefunden. Durch die Kapitalerhöhung würde der jeweilige Anteil der bisherigen Gesellschafter sinken, und der belgische Gesellschafter Powerfin/Tractebel war nicht einverstanden, daß sein Anteil von 12,5 auf 11,4 Prozent sinkt. Der Streit ist vor Gericht anhängig. Die anderen Gesellschafter haben sich darauf verständigt, um des lieben Friedens willen etwas abzugeben, deutete Arbeitsdirektor Jörg Willipinski am Freitag gegenüber der taz an, so daß das Bremerhaven-Problem am Rande der Hauptversammlung geräuschlos gelöst werden könnte.
Der Bremerhavener Vorstand würde dann vorzeitig in den Ruhestand geschickt, der Bremerhavener Stromverteiler in die bremischen Unternehmensstrukturen eingegliedert. Und das bedeutet: Aufspaltung der Stadtwerke mit ihren mehr als 3.000 Mitarbeitern in verschiedene kleinere, operationale Gesellschaften.
Seit dem 1. Januar haben die Stadtwerke sich so neu strukturiert, die Holding hat den Namen „swb-AG“ übernommen, aber rechtlich ist die Neugliederung noch nicht vollständig umgesetzt. Der Grund: Die Arbeitnehmer sperren sich und die Aufsichtsratsvorsitzende Tine Wischer hat sich bislang geweigert, mit ihrem Doppelstimmrecht dem Vorstand Jochum die Mehrheit zu verschaffen. Am Mittwoch entscheiden die Gesellschafter auch ohne Empfehlung des Aufsichtsrates, und der frühere ÖTV-Vorsitzende Willipinski, der heute als Arbeitsdirektor im swb-Vorstand sitzt, ist sich sicher, daß auch die Stadtgemeinde Bremen als größter Anteilseigner sich über die Bedenken der Arbeitnehmer hinwegsetzt. Die haben Angst vor Rationalisierungen. Aber rationalisieren muß das Unternehmen weiter.
Die „Ares“ aus Berlin bietet schon den Strom preiswerter an in Bremen, die HEW hat in Hamburg mit ersten Preissenkungen reagiert und für Bremen einen Preiskampf angekündigt. Die „swb-Enordia“ der Stadtwerke hat eingeräumt, daß die Bremer Preise für Privatkunden zu hoch sind. Doch erst im Herbst sollen die Bremer Tarife dem Wettbewerb angepaßt werden. K.W.
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