Zweireiher im Kommen

■ Momper und Schröder standen Jim Rakete Modell für das Wahlplakat der SPD

Der Himmel über Berlin ist echt. Vor zwei Wochen, beim Landesparteitag der Berliner SPD, posierte Spitzenkandidat Walter Momper gemeinsam mit Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Dach des Internationalen Congress-Centrums (ICC). Die beiden standen dem hauptstädtischen Starfotografen Jim Rakete für das Wahlplakat Modell, das seit gestern in 200facher Ausfertigung 20 Tage lang die BerlinerInnen von den Vorzügen der Sozialdemokratie überzeugen soll.

Vor blauweißem Himmel demonstrieren Momper und Schröder Harmonie. Beide blicken freundlich und entschlossen. Der Kandidat steht zwar hinter dem Kanzler, dafür darf er ihn um die Höhe seiner Glatze überragen. Außerdem schiebt sich durch diesen Bildaufbau Schröders Anzug (Brioni?) in den Vordergrund. Der Zwirn des Staatsmanns beschattet gnädig die Montur des Landespolitikers. Gerüchte, die Strategen hätten den Kandidaten vom Zweireiher abbringen wollen, dementierte Parteichef Peter Strieder entschieden. Schließlich sei das Kleidungsstück „wieder im Kommen“ – und obendrein „dazu geeignet, eine beleibtere Statur besser zu verdecken“.

Das Plakat solle den „engen Schulterschluß zwischen Regierendem Bürgermeister und Bundeskanzler“ symbolisieren, sagte Strieder bei der Enthüllung des Kunstwerks. Beide Politiker würden von nun an „von und für Berlin Politik machen“, fügte Strieder hinzu, „das tut der Stadt gut“. Das Plakat bildet den Auftakt einer Kampagne, mit der die Landespartei während der Sommerpause für die Politik der Bundesregierung werben will. Nicht umsonst pflegt die Partei ihre Plakate an der Kreuzung von Wilhelm- und Leipziger Straße zu präsentieren. So hat der Kandidat das Finanzministerium des Sparkommissars Hans Eichel stets fest im Blick. Auch wenn sich zu seinen Füßen noch der Bauschutt sammelt. Ralph Bollmann