: Ein Stück Golan für Frieden
■ Barak bietet Syrien Teilrückzug an. London soll im Nahostprozeß vermitteln
London/Gaza (AFP) – Für eine Friedenslösung im Nahen Osten ist der israelische Ministerpräsident Ehud Barak offenbar auch zu einem weitgehenden Rückzug von den Golanhöhen bereit. Wie die Zeitung Maariv gestern unter Berufung auf einen israelischen Regierungsvertreter berichtete, will Barak die israelischen Truppen bis zu der unter britischem Mandat festgelegten internationalen Grenze zurückziehen, sollte Syrien einem Friedensabkommen auf der Basis genauer Sicherheitsregelungen zustimmen. Vorgesehen seien unter anderem entmilitarisierte Zonen und ein Truppenabbau auf syrischer Seite, hieß es weiter. Syrien hatte bisher allerdings eine Rückgabe des gesamten von Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberten Gebietes zur Bedingung gemacht.
Damaskus würde mit einer Rückgabe des gesamten Gebiets nur wenige Kilometer Land mehr erhalten als bei einem Rückzug Israels auf die Grenzlinie aus Mandatszeiten. Allerdings würde ein Rückzug auf die Grenze von vor 1967 Syrien auch die Kontrolle über das Nordostufer des Sees Genezareth geben, das wichtigste Wasserreservoir Israels. Die staatliche syrische Presse beurteilte die von Barak in Washington abgegebenen Erklärungen unterdessen als „positiv, aber unzureichend“. Israel dürfe jetzt nicht die „goldene Gelegenheit“ für einen Nahost-Frieden verpassen, berichtete Techrine gestern.
Barak rief unterdessen die britische Regierung zum Engagement im Nahost-Friedensprozeß auf. Großbritannien könne eine ähnliche Rolle wie im Kosovo übernehmen, sagte er nach einem Treffen mit seinem britischen Amtskollegen Tony Blair in London. Zugleich bekräftigte er, eine am Montag in Washington angekündigte Frist von 15 Monaten für einen Durchbruch bei den Nahost-Verhandlungen flexibel handhaben zu wollen. Die gegenüber US-Präsident Clinton genannte Frist müsse nicht zwingend eingehalten werden, sagte Barak. Angesichts „positiver Signale“ aus Damaskus sei zu hoffen, daß die Gespräche mit Syrien schon bald beginnen könnten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen