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Chinas KP sperrt Kultsekte weg

■  Aus Furcht vor „Aberglauben“ werden Tausende Anhänger der Sekte Falun Gong in Stadien interniert

Berlin (taz) – Mit Massenverhaftungen gehen Chinas Behörden gegen die Proteste von Anhängern der Falun-Gong-Sekte vor. Dabei wurden gestern allein in Peking über 2.000 Menschen verhaftet und in zwei Sportstadien gesperrt. In Shanghai konnten dagegen 400 Menschen ungestört vor dem Rathaus protestieren. Im südchinesischen Guangzhou (Kanton) sollen es 20.000 Demonstranten gewesen sein. Dabei soll es zu Verhaftungen gekommen sein. 30.000 Anhänger der taoistisch-buddhistischen Kultbewegung beteiligten sich gestern nach Informationen des Hongkonger „Informationszentrums für Demokratie und Menschenrechte in China“ an Protesten in 30 chinesischen Städten.

Die Demonstrationen begannen am Dienstag, nachdem die Behörden in mehreren Städten rund hundert Falun-Gong-Führer verhaftet hatten.

Eine Kundgebung vor dem Regierungsviertel Zhongnanhai in Peking wurde gestern von einem massiven Polizeiaufgebot verhindert. Ein Teil der Demonstranten wurde in Bussen in die Stadien am Stadtrand gebracht. Andere wurden aufgefordert, in ihre Heimatorte zurückzukehren. ARD-Filmaufnahmen aus dem Fengtai-Stadion zeigten von Polizisten bewachte, im Gras hockende Frauen. Die Überspielung des Materials nach Deutschland wurde laut dpa vom chinesischen Staatsfernsehen unterbrochen.

10.000 Anhänger von Falun Gong hatten bereits im April in einem Überraschungscoup vor dem Regierungsviertel im Zentrum Pekings gegen Behinderungen ihres Glaubens protestiert. Seitdem sieht Chinas atheistische KP-Führung die sektenartige Kultbewegung, die nach eigenen Angaben bis zu 100 Millionen Anhänger zählt, als Bedrohung an. In den vergangenen Wochen hatten die offiziellen Medien bereits mehrach vor „feudalem Aberglauben“ gewarnt. Falun Gong ist jedoch auch bei Parteimitgliedern und Kadern beliebt.

Staats- und Parteichef Jiang Zemin war erst am Wochenende von einem Staatsbesuch der Mongolei zurückgekehrt. Seitdem tagt die oberste Führung hinter verschlossenen Türen im Badeort Beidahe. Der Parteispitze ist daran gelegen, jegliche Proteste vor dem als sensibel eingeschätzten 50. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober zu unterbinden. Sven Hansen

Tagesthema Seite 3

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