: Warnungen an Nord-Korea
■ US-Außenministerin Albright befürchtet, daß Nord-Korea mit einem weiteren Test seiner Langstreckenrakete die gesamte nordostasiatische Region destabilisieren könnte
Singapur (rtr/dpa/taz) – Die USA, Japan und Süd-Korea haben Nord-Korea gestern eindringlich vor einem neuen Raketentest gewarnt. Auf einem Außenministertreffen über Sicherheitsfragen am Rande der Tagung des Südostasien-Paktes Asean in Singapur drohten die drei Staaten dem kommunistischen Land ernste Konsequenzen an, wenn es einen ähnlichen Raketentest wie vor elf Monaten durchführen sollte.
Damals war eine nordkoreanische Rakete über Japan hinweggeflogen und in den Pazifik gestürzt. Tokio wertete den Raketentest als Drohung und erhöhte darauf seine eigenen Verteidigungsanstrengungen. Pjöngjang behauptete hingegen, die Rakete habe nur einen Satelliten ins All befördert.
Welcher Art die Nord-Korea jetzt angedrohten Konsequenzen sein würden, blieb in Singapur offen. In südkoreanischen Kreisen hieß es, die Folgen würden wirtschaftlicher Art sein. Ein Test könnte die finanziellen Hilfen an Nord-Korea für den Bau neuer Atomreaktoren gefährden. Japan hatte seine Hilfe bereits nach dem ersten Test vorbergehend eingestellt. Nach US-Angaben wird damit gerechnet, daß Nord-Korea noch im Sommer eine neue Rakete mit vergrößerter Reichweite testen will. Die „Taepodong-2“, die Nord-Korea nach US-Angaben derzeit entwickelt, soll bis Alaska oder Hawaii reichen. Sie ist eine Fortentwicklung der im vergangenen August getesteten „Taepodong-1“, die auf der Technik sowjetischer Scud-Raketen basiert.
Beobachter befürchten, daß ein nordkoreanischer Test eine weitere Runde im Wettrüsten in Ostasien auslösen und das dortige militärische Gleichgewicht gefährden könnte. Das in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten stekkende Nord-Korea könnte auch versuchen, für den Verzicht auf den Test von Süd-Korea, Japan und den USA weitere wirtschaftliche Hilfen zu erhalten. US-Außenministerin Madeleine Albright erklärte auf der Konferenz in Singapur, Nord-Koreas Bevölkerung würde davon profitieren, wenn die Regierung das von den USA, Japan und Süd-Korea unterbreitete Hilfsangebot annehme. Ein Test hätte dagegen einen sehr destabilisierenden Effekt. Japans Verteidigungsminister Hosei Norota räumte gestern vor einem Parlamentsausschuß ein, für einen unmittelbar bevorstehenden Raketentest Nord-Koreas lägen gegenwärtig noch keine Anzeichen vor.
Die international weitgehend isolierte Regierung in Pjöngjang hatte erst vor wenigen Tagen Kritik an ihrem Raketenprogramm zurückgewiesen und erklärt, es sei das Recht eines jeden souveränen Staates, Raketen zu entwickeln und zu testen. han
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