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Mambo Number ... zähle nicht mehr mit    ■ Von Susanne Fischer

Ist irgend jemandem schon mal aufgefallen, daß immer, wenn man sein Radio einschaltet, gerade „Mambo Number Five“ ertönt, selbst wenn man nicht immer denselben Sender wählt? Danach kommt irgendwas über das Jüngste Gericht von Whitney Houston, worauf prompt Madonna mit „Frozen“ reagiert, abgelöst von der Heulboje Celine Dion.

Keine Ahnung, ob die schöne neue Radiowelt so sein muß. Nur daß mein Heimatsender die Endlosschleife des Grauens auch noch als „Mehr Spaß mit mehr Abwechslung“ etikettiert, bringt mich zu der Einsicht, daß das Moderatorenhauen demnächst wieder erlaubt sein sollte. Falls die Moderatoren die Musikauswahl überhaupt noch bestimmen. Wahrscheinlich werden sie längst von Computern ferngesteuert, in denen wiederum je ein kleines Männchen sitzt, das den Musikgeschmack der Durchschnittsbevölkerung repräsentiert, aber zu häßlich ist, um ans Mikrofon gelassen zu werden.

Computerhauen macht aber, fürchte ich, weniger Spaß. Es ist in Anbetracht dieser Umstände schon erstaunlich, daß es in Hamburg neulich eine große Aufregung gab, als ein neuer Moderator in einem Privatsender vier Stunden lang abwechselnd nur zwei Titel spielte. Wahrscheinlich hatte er vorher den Computer verhauen und geknebelt. Natürlich rannte ihm nicht das erboste Publikum die Studiotür ein, sondern die Geschäftsführung, die zwar für eine einheitliche Musikfarbe ist, aber so einheitlich nun auch wieder nicht. Daß überhaupt jemand den kühnen Streich bemerkt hatte, lag offensichtlich daran, daß Moderator Oliver B. die Stadt weder unter dem Tränenschläuchlein der Dion im Popsee versinken ließ noch die Bevölkerung mit dem Dünnbier der Backstreet Boys kirre machte, sondern bloß „Dancing Queen“ von Abba im Wechsel mit Herman's Hermits' Klassiker „No Milk Today“ abspielte. Im Grunde hatte er damit alle denkbaren Varianten der Popmusik aufs schönste abgedeckt, doch trotzdem war man nicht zufrieden. Zwar soll auf allen Sendern ewig derselbe alte Scheiß gespielt werden, aber er soll schon ein bißchen klingen wie neuer Scheiß. Und deshalb ist es irgendwann doch jemandem aufgefallen, und siehe, das Geschrei war groß. Aber nach zahlreichen Sympathiebekundungen des Publikums mit dem umgehend beurlaubten Moderator – selbst Transparente mit Inschriften wie „Olli hat recht!“ hingen plötzlich in der Hamburger Innenstadt – entschloß sich der Sender, gute Miene zum zweitönigen Spiel zu machen und Oliver B. nicht zu feuern.

Prompt behauptete die Konkurrenz, alles sei ein abgekartetes Spiel gewesen. Es könne ja gar nicht angehen, daß man einen Moderator vier Stunden lang nicht an seinem boshaften Tun hindern könne. Das glaube ich aber nicht, denn a) wie lange braucht ein Geschäftsführer, um so einen Streich zu bemerken? Hört er selbst andauernd seinen Sender? Wenn nein, merkt er nichts, falls doch, ist er schon längst in einem Stadium, in dem er überhaupt nichts mehr bemerkt. Und b) ist die Studiotür computergesteuert. Bevor die „Morningshow“, wie wir weltläufigen Deutschen ja gerne sagen, nicht vorbei ist, gibt sie nicht nach, damit der Moderator nicht aufgeben kann. Und Oliver B. hat nicht aufgegeben. Venceremos!

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