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Anschlag auf serbisch-orthodoxe Kathedrale in Pristina

■ 30 Tote pro Woche im Kosovo. KFOR-Chef verurteilt Racheakte. UÇK-General von Russen festgesetzt

Priština (AP/dpa/taz) – Eine schwere Explosion hat in der Nacht zum Sonntag eine serbisch-orthodoxe Kirche in Priština beschädigt. Die Kathedrale stand nach dreijähriger Bautätigkeit kurz vor der Fertigstellung. Die baulichen Schäden waren aber gering. Nach Angaben des UN-Verwalters Bernard Kouchner explodierten nur vier von sechs Sprengsätzen. Kouchner verurteilte die fortgesetzten Gewaltakte gegen die serbische Minderheit im Kosovo scharf.

Im Dorf Stanisor im Südosten der Provinz war am Samstag ein serbischer Bauer bei der Pflaumenernte ermordet worden. US-Soldaten der KFOR begannen mit einer Untersuchung. Der KFOR-Oberkommandierende Michael Jackson hat die Morde im Kosovo mit den serbischen Kriegsverbrechen an den Albanern verglichen. „Einige Albaner haben sich in sehr ähnlicher Weise verhalten wie diejenigen, die gerade abgezogen sind“, sagte Jackson. Nach Angaben der Nato werden pro Woche etwa 30 Menschen im Kosovo getötet. In den kommenden Monaten sollen 3.000 UNO-Polizisten in die Region entsandt werden. Bislang sind erst 120 von ihnen im Kosovo tätig.

Zu einem Zwischenfall zwischen der UÇK-Befreiungsarmee und russischen KFOR-Truppen ist es am Freitag abend gekommen. UÇK-Stabschef Agim Ceku wurde an einer Straßensperre festgenommen, weil er vier bewaffnete Leibwächter bei sich hatte, ohne für diese eine Genehmigung vorweisen zu können. Er wurde nach einer Stunde wieder freigelassen. UÇK-Chef Hashim Thaci verurteilte die Festnahme als „russische Provokation“ und kündigte an, die UÇK werde zukünftig ihre Ehre verteidigen. Anhänger des jugoslawischen Präsidenten Miloševic haben im Nordkosovo eine „Serbische Nationalversammlung“ gegründet, um die kulturelle und nationale Identität der Serben im Kosovo zu erhalten. gb

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