■ Kommentar: Ehebruch? Deutsche Bank feuert Seebacher-Brandt – aus dem falschen Grund
„Von der Frau des SPD-Vorsitzenden zur Gefährtin des Chefs der Deutschen Bank – von solch einem Spagat hat Bodo Hombach nicht mal zu träumen gewagt“, spekulierte der Stern vor drei Wochen, als die Liebesbeziehung zwischen Brigitte Seebacher-Brandt und dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, bekannt wurde. Wir wissen zwar nicht, wovon Bodo Hombach träumt, und möchten es eigentlich auch gar nicht wissen – aber eines steht fest: Da wallt tiefe Empörung aus den Zeilen. Eine Frau, die mit einem mächtigen Mann nach dem anderen anbandelte: erst Willy selig – und nun Hilmar. Jetzt haben die Frauen schon ihre Quoten und dann machen die sich immer noch an die Chefetagen dieser Republik heran.
Denn zu allem Überfluss ist Brigitte Seebacher-Brandt Leiterin der Kulturstiftung der Deutschen Bank. Bei solch dreister Verquickung von Emotionen und Geschäft hilft nur Diffamierung: „Schon wieder bricht sie in eine Ehe ein“ titelte die Bunte. Oft und gerne wurde die Historikerin als „Geliebte von“ bezeichnet. Das riecht schon sehr verdächtig nach Fünfziger-Jahre-Muff. Brigitte, die Femme fatale, die Schlange, die sich im Aufsichtsratsbett windet.
Nun ist die Geschichte perfekt: Brigitte Seebacher-Brandt wird ihren Arbeitsplatz bei der Deutschen Bank zum Jahresende verlassen. Na also: Das hat sie davon! Der frühe Beischlaf knickt die späte Karriere. „Kopper hatte in seiner Funktion als Vorstandsschef 1995 Seebacher-Brandt den Posten als Kulturleiterin angedient“, weiß AP zu berichten. Ob Herr Kopper Frau Seebacher-Brandt zugleich oder zuvor auch den Posten als Gefährtin angedient hat, kann die Agentur jedoch nicht endgültig klären.
Man kann Seebacher-Brandt ja vieles vorwerfen: Etwa, dass sie die Kulturarbeit der Deutschen Bank ungefähr so humorlos verwaltet hat wie Willy Brandts Nachlass. Dass sie versucht hat, sich Kunst einzukaufen und sie im Sinne des Geldhauses zu instrumentalisieren. Man denke nur an die Christoph-Schlingensief-Aktion, die sie stoppte, weil er 100.000 Mark vom Dach des Reichstages werfen wollte. So viel Freiheit wollte Seebacher-Brandt der Kunst nicht einräumen. Das wäre ein Grund, der Frau den Rücktritt nahe zu legen. Ihre Beziehung zu Hilmar Kopper ist keiner. Er geht schließlich auch nicht. Uta Andresen
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