Der Netzdenker

■ Das Diepgen des Tages: Marc Wohlrabe

Von Sigmund Freud wissen wir, dass ein Bart Ausdruck eines Persönlichkeitsdefektes sein kann. Wie zur Bestätigung trägt Marc Wohlrabe im Gesicht das, was der Berliner schon mal eine „Gesichtsmöse“ nennt. Der Ziegenbart um die Mundwinkel bildet das passende Ambiente für den Auswurf eines intellektuellen Pflegefalls, dem extraterritoriale Fähigkeiten nachgesagt werden: Er kann „vernetzt denken“.

Wie durch ein Naturwunder stehen die beiden Hirnhälften des „Trendscouts“ (Axel Wallrabenstein) in seltenen Momenten miteinander in Verbindung! Dann denkt Wohlrabe richtig lange nach. Und denkt sich: Was soll ich heute nur wieder anziehen?

Wohlrabe denkt nicht nur, sondern er spricht auch: der 27-Jährige ist „eben ein mündlicher Typ“, vielleicht, weil das Sprechen sich im Gegensatz zum Schreiben dadurch auszeichnet, dass das Corpus Delicti der Debilität in den meisten Fällen nicht schwarz auf weiß erhalten bleibt.

Besonders gern teilt „Flyer“-Herausgeber Wohlrabe seinen Sprechdurchfall mit Menschen, die noch weniger zu sagen haben als er selbst. Doch einer, der von sich selbst sagt, dass er keine konkreten Ideen hat, aber es „ernst mit der Politik“ meint, berät die CDU im Wahlkampf bestens: Um die Attraktivität des Fernsehansprachen erprobten Valiumsubstituts „Diepgen“ an den Mann zu bringen, also der Welt klarzumachen, dass die Erde eine Scheibe ist, braucht es einen wie Marc Wohlrabe, der keine Lüge erzählen kann, ohne sie zu glauben. Molly Bluhm