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Saddam Hussein ernennt seinen Nachfolger

■ Der jüngere Sohn des irakischen Diktators, Qusay, soll dessen politisches Erbe antreten. Bekannt ist der bisherige Chef aller Geheimdienste vor allem für seine Brutalität

Kairo (taz) – Saddam Hussein hat seinen jüngeren Sohn Qusay zum zweiten Mann im Staate und damit zu seinem Nachfolger erkoren. Das gaben irakische Zeitungen gestern bekannt. Qusay wird damit nicht nur seinen Vater im Notfall vertreten. Er hat auch die ständige Kontrolle über die Sicherheit Bagdads, die Republikaner-Garde und die Geheimdienste.

Qusay galt schon immer als der Sohn, dem Saddam Hussein am meisten vertraut. Saddams erstgeborener Uday, der nach arabischer Familientradition die Nachfolge hätte antreten sollen, wurde bei einem Attentat vor drei Jahren schwer verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt.

Qusay gilt anders als sein für seine Extravaganzen bekannter Bruder als eher unscheinbar. Manchmal konnte man ihn im Fernsehen sehen, wie er persönlich Gratulanten oder Bittsteller von seinem Vater auf Distanz hielt und zurückschubste.

Seine Brutalität ist unter den Irakern allerdings sprichwörtlich. Bisher fungierte der Chef aller Geheimdienste mit unbegrenzten Befugnissen, jeden Verdächtigten zu verhaften, zu vernehmen oder zu exekutieren. Zuvor stand der heute 31-jährige der Präsidentengarde vor und war damit für die unmittelbare Sicherheit seines Vaters zuständig. Es heißt, dass nur er und der persönliche Sekretär Saddams, Abed Mahmud, jederzeit über Saddam Husseins Aufenthaltsort unterrichtet waren.

Qusay war gerade zwei Jahre alt, als sein Vater nach einem Militärputsch 1968 zum Vizepräsidenten Iraks ernannt wurde. Mit 13 Jahren nahm ihn sein Vater zusammen mit seinem Bruder Uday mit, um zuzusehen, wie Todesschwadronen Parteimitglieder liquidierten, die sich der Präsidentschaft Saddam Husseins widersetzten.

Sein Ausbildung genoss Qusay am Bagdad College, einem Elite-Gymnasium für die Kinder irakischer Offizieller. Später studierte er an der Fakultät für Recht und Politik an der Bagdader Universität. Dort blieb er den Kursen aber oft fern, da er parallel einer Ausbildung beim irakischen Geheimdienst unterzogen wurde. Karim El-Gawhary

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