piwik no script img

Samstags ins Chaos

Taiwan liegt vor der chinesischen Ostküste auf dem Wendekreis des Krebses. Der Norden ist subtropisch, der Süden tropisch. In Zentraltaiwan gibt es zahlreiche Gebirge, auf den höchsten Gipfeln liegt im Winter Schnee, die Vegetation ist mit der der Himalajaregion vergleichbar.

Vor allem für Ornithologen ist die Insel ein Dorado, da viele Zugvögel aus Sibirien, Indonesien oder Thailand hier überwintern bzw. in den allzu heißen Sommern nach Taiwan ausweichen. Lokale Bestimmungsbücher verzeichnen 450 Vogel- und 400 Schmetterlingsarten. Inzwischen gibt es fünfzehn Vogelbeobachtungsvereine, die seit 1991 „Zugvogelbeobachtungsfestivals“ organisieren und hübsche Websites unterhalten: http://com5.iis. sinica.edu.tw

Die große Begeisterung der Chinesen für Vögel lässt sich zurückverfolgen, wenn man die Porzellanabteilung im Palastmuseum besichtigt: In fast allen Dynastien malte man Fasane oder Singvögel auf die Vasen und Teetassen. Hunde dagegen sind weder als Dekor noch im wirklichen Leben beliebt, die herumstreunenden Straßenköter haben wohl auch deshalb oft einen grimmigen Gesichtsausdruck. Nachdem vor einigen Jahren ein Artikel im Stern die Brutalität taiwanischer Hundefänger kritisiert hat, kann man sich heute in dem auf Deutsch erschienenen Faltblatt des Regierungsinformationsamts über die „Kontrolle herrenloser Hunde in der Republik China auf Taiwan“ informieren: „Die gesünderen und gelehrigeren Hunde dürfen manchmal auch einen Spaziergang aus dem Tierheim heraus machen.“

Verschiedene Ämter und Touristenbüros sind derzeit mit Volksaufklärung in Sachen Freizeit beschäftigt. Es bestehe die Gefahr, warnte jüngst ein Experte, dass die Arbeitsmoral verkomme und sich eine kontraproduktive „Thank God it's Friday“-Mentalität breit mache. Dagegen helfe eine möglichst sinnvolle Planung der freien Zeit. Der Generaldirektor des Tourismusbüros S. L. Chang sieht das Problem darin, dass man sich in taiwanischen Familien erst am Freitagabend Gedanken über das bevorstehende Wochenende mache. „Gewöhnlich entscheidet man sich dann für das, was die Tageszeitung als Ausflug empfiehlt. Genau das passiert auch in unzähligen anderen Familien – deswegen kommt es zu schrecklichen Verkehrsstaus.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen