: Wir wollen Fliegengitterohren!
■ Der Mensch stellt die Gentechnik vor allerhand neue Aufgaben
Wer hatte nicht schon einmal das Gefühl, es fehlte uns Menschen am Hinterkopf ein zweites Paar Augen? – Nie wieder umdrehen müssen, wenn man gerufen wird.
Schöner noch wären allerdings Stielaugen, die – wie bei Schnecken – an langen, fühlerähnlichen Sehnerven befestigt wären, sich über dem Kopf in alle Himmelsrichtungen wenden könnten, um fröhlich-sexistisch irgendwelchen anderen Lebewesen zuzuklimpern. Brauchbare Augen – eine echte Aufgabe für die Gentechnik. Und wenn die Chromosomen-Klempner schon einmal dabei sind, könnten sie uns eigentlich gleich auch noch einen Höcker auf den Rücken basteln – mit Reiß-, Klett- oder Känguruhverschluß. Dieses Tragebehältnis machte das lästige Auf- und Abschnallen von Rucksäcken endlich überflüssig. Darüber hinaus hätte die Konstruktion auch noch einen zweiten Effekt: Rucksackträger vergessen meistens, dass sie etwas auf ihrem Rücken tragen, weshalb sie ihren Beutel zum Beispiel in überfüllten U-Bahnen häufig in die Bäuche ihrer Mitmenschen rammen oder durch deren Gesichter kratzen – ohne es zu merken, eben weil der Rucksack kein Körperteil ist.
Durch ein ausgeklügeltes System neuronaler Schaltungen könnte der „Sack an uns“ jedoch besonders empfindlich gestaltet werden, so daß sich der Homo sapiens Dromedar erectus schnell daran gewöhnte, auch auf engstem Raum mehr Rücksicht zu nehmen. Der Schmerz macht es möglich!
Ein dritter Arm, der samt Hand aus dem Bauchnabel wüchse, wäre auch nicht schlecht, damit wir künftig während einer gemütlichen Stehparty unseren Pappteller halten und von ihm gleichzeitig mit Messer und Gabel essen können. Männer hätten sogar das Recht auf eine vierte Hand, direkt an einer ihrer Lenden. Obs die linke oder die rechte würde, muß noch entschieden werden. Hauptsache ist, dass eine vierte Hand es Männern erlaubte, sich immer und überall ungestört – und vor allem von allen angeekelten Stielaugen ungesehen – am Sack zu kratzen.
Oder wie wäre es mit Fliegengittern vor den Ohren? An der französischen oder holländischen Küste unter freiem Himmel schlafen – ohne Strandflöhe, die in unseren Gehörgängen Partys feiern, das wäre nett. Menschen allerdings, die in Belgien Urlaub machen, brauchen solche Fliegengitter nicht, weil kein guter Sandfloh jemals einen Fuß auf belgischen Boden setzt! Das liegt daran, dass es in Belgien einen Ort namens Wanze gibt, der zwar recht wenig mit dem gleichnamigen Tier, das zu den natürlichen Feinden des Strandflohs zählt, gemein hat. Das weiß der Strandfloh jedoch nicht, weil Wanze im Inland von Belgien liegt, weitab von jedem Strand. Sollte die UNO aber demnächst der Einfachheit halber den flämischen Teil Belgiens Holland zuschlagen – und den walonischen Teil Frankreich –, dann könnte es sein, das Wanze umbenannt wird – und die kontinentalen Strandflöhe auch in dieser Region Einzug halten, um auf menschlichen Trommelfellen zu steppen. Also sollten doch von vornherein lieber gleich alle Ohren mit Fliegengittern gesegnet werden.
In einem nächsten Schritt dürfte sich die Gentechnik übrigens mit der Einweg- oder Wegwerffrau beschäftigen, aber das ist ein ganz anderes Thema, genau wie die Frau mit Schraubverschluß.
Björn Blaschke
Ein dritter Arm, der samt Hand aus dem Bauchnabel wüchse, wäre auch nicht schlecht – besonders für Stehpartys
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