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Wieder Rauch auf den Inseln

In Südostasien brennen die Wälder. Aber die Behörden in Malaysia halten Informationen zurück, weil sie fürchten, dass die Touristen ausbleiben  ■   Aus Bangkok Jutta Lietsch

Schon vor Monaten warnten Umweltschützer und Mediziner, jetzt ist es soweit: In Indonesien stehen wieder Wälder in Flammen. In Singapur und Kuala Lumpur schmeckt die Luft rauchig. Böse Erinnerungen an 1997 werden wach, als der Smog viele Regionen Südostasiens wochenlang einhüllte und den Menschen das Atmen verleidete.

Eines ist in diesem Jahr allerdings neu: In Malaysia wollen die Behörden keine täglichen Statistiken über die Schadstoffe in der Luft veröffentlichen. Der Grund: Die Regierung möchte nicht die „Touristen davontreiben“, wie Umweltminister Law Hieng Ding gestern in der malaysischen Hauptstadt erklärte. Es sei besser, sich nicht zu sehr damit zu beschäftigen. „Andernfalls werden die Menschen übersensibel.“

Malaysia hatte vor zwei Jahren Milliardenverluste hinzunehmen, weil Touristen ausblieben.

Bislang am schlimmsten betroffen sind die Inseln Sumatra und Borneo. Dort haben Satelliten bereits mehrere hundert Brandstellen ausgemacht. In der Provinz Riau empfahlen die Behörden der Bevölkerung, sich Tücher vor die Nase zu halten und ihre Kinder im Haus zu behalten. Piloten, die den Flughafen der Provinzhauptstadt von Riau anfliegen wollten, wurden umgeleitet.

In der verkehrsreichen Straße von Malakka, der Meeresverbindung zwischen Sumatra und der malaysischen Halbinsel, kamen viele Schiffe nur langsam voran, weil die Sicht eingeschränkt war.

Die malaysische Küstenwache verstärkte ihre Patrouillen, weil die Regierung befürchtete, illegale Einwanderer aus dem von politischen und wirtschaftlichen Krisen geschüttelten Indonesien könnten versuchen, im Schutze des Dunstes ins Land zu schlüpfen.

In Singapur, das vor zwei Jahren besonders gelitten hatte, ist der Himmel derzeit vor allem in der Nacht bedeckt und klart sich am Morgen meistens wieder auf. Nach Ansicht von Metereologen ist dies jedoch erst der Anfang, sie befürchten, dass sich die Smogkatastrophe von 1997 wiederholen könnte. Dass die Region im vergangenen Jahr relativ glimpflich davongekommen war, lag am Effekt des Klimaphänomens „La Niña“, dass besonders viel Regen beschert hatte.

Obwohl die indonesische Regierung es streng untersagt hat, haben Bauern und Plantagenbesitzer wie in jedem Sommer wieder mit der Brandrodung begonnen. Dies ist die billigste Methode, den Boden für die Pflanzung vorzubereiten. Die schwere Wirtschaftskrise in Indonesien hat viele Menschen aus den Städten zusätzlich zurück aufs Land getrieben, die nun versuchen, sich irgendwie mit Ackerbau zu versorgen. Strafe haben sie kaum zu befürchten: Die Polizei und die Behörden, die schon in den vergangenen Jahren wenig gegen die Brandstiftungen ausrichten konnten, können sich in in dieser politisch unsicheren Lage noch weniger durchsetzen.

In der Vergangenheit hatte die Regierung gedroht, den schlimmsten Übeltätern, den Besitzern der großen Holz-, Ölpalmen und Kautschukplantagen die Konzessionen zu entziehen. Geschehen war am Ende wenig. Viele der großen Firmen waren mit dem Militär oder der Suharto-Familie verbunden, deren Freunde bis heute in der Regierung sitzen. Das Umweltministerium in Jakarta hat daher zugegeben, dass es keine Gesetze gegen Brandrodung durchsetzen könne – besonders in den abgelegenen Regionen des Landes.

In den beiden vergangenen Jahren hatten die Brände riesige Waldgebiete zerstört. Nach Schätzungen des „Worldwide Fund for Nature“ verursachten sie Schäden im Wert bis zu 6 Millarden US-Dollar; 20 Millionen Menschen erlitten gesundheitliche Probleme.

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