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Unfruchtbarkeit ist vererbbar

■ Bisher wurde es immer nur vermutet. Jetzt konnten Forscher erstmals nachweisen: Kinder, die mit Hilfe von ICSI im Reagenzglas gezeugt wurden, können infertil bleiben

Unfruchtbare Männer, die mit Hilfe der der künstlichen Befruchtung doch noch zu einem Kind gekommen sind, können ihre Infertiliät an den männlichen Nachwuchs vererben. Dies konnte jetzt zum erstenmal ein Forscherteam am renommierten Whitehead Institut in Cambridge, im US-Bundesstaat Massachusetts, nachweisen. Bisher waren die Mediziner immer nur auf Vermutungen angewiesen.

Männer, die aufgrund einer verminderten Spermienzahl oder weil die Samenzellen nicht ausreifen zeugungsunfähig geblieben sind, können seit einigen Jahren schon durch die sogenannte Intracytoplasmatische Spermiuminjektion, kurz ISCI genannt, zum ersehnten Nachwuchs kommen. Dabei werden aus dem Hodengewebe unreife Samenzellen isoliert und im Reagenzglas mittels einer Kanüle in die Eizelle überführt. ISCI wurde Anfang der neunziger Jahre entwickelt und gehört mittlerweile zu den Standardmethoden der Reproduktionsmedizin.

Bei einem Ehepaar, das mittels ISCI drei Söhne bekommen hatte, konnte das Whitehead-Forscherteam um David Page zeigen, dass ein Gendefekt auf dem Y-Chromosom des Vaters an die Kinder vererbt wurde. Die drei Kinder werden später auf natürlichem Weg ebenfalls keine Kinder zeugen können, da der Gendefekt für die Infertilität verantworlich ist. Sollten sie selbst Kinder haben wollen, kann ihnen auch nur ICSI helfen.

Inzwischen bereiten Reproduktionsmediziner schon den nächsten Schritt vor. Sie arbeiten an einer Methode, die es ermöglicht, auch noch nicht voll entwickelte Eizellen zur künstlichen Befruchtung einzusetzen.

Grundsätzlich werde es möglich sein, so berichtete Professor John Smitz, vom belgischen Zentrum für Reproduktive Medizin kürzlich auf einer Tagung im französichen Tours, die im Eierstock enstehenden, noch unreifen Eizellen einer Frau zu entnehmen und diese dann unter Laborbedingungen bis zur Befruchtungsreife weiter zu entwickeln. Bei Mäusen konnten die ensprechenden Versuche bereits erfolgreich durchgeführt werden.

Damit könnten Frauen auch dann noch Kinder bekommen, wenn zum Beispiel aufgrund einer chemischen Krebstherapie ihre Eierstöcke zerstört worden sind. Dazu muss nur vor einer Chemotherapie der Patientin Ovar-Gewebe entnommen und eingefroren werden. Die Eizellen selbst können im Gegensatz zu Samenzellen nicht eingefroren werden. Das Ovar-Gewebe hingegen kann im Tiefkühlfach auf Vorrat gehalten werden. Auch bei dieser Methode, ist die Gefahr nicht auszuschließen, dass eine künstliche Befruchtung mit Eizellen durchgeführt wird, die unter natürlichen Bedingungen nicht ausreifen würden. Sollte dies auf genetischen Ursachen beruhen, wird diese Eigenschaft dann auch an die nächste, weibliche Generation weitergegeben. Wolfgang Löhr

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