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Kleine Stromversorger sollen Banden bilden

■ Die Gewerkschaft ÖTV fordert die kommunalen Stadtwerke auf, sich zusammenzutun, um in der Konkurrenz zu den großen, billigen Energielieferanten nicht unterzugehen

Berlin (taz) – Die Stadtwerke Hannover sind nicht von gestern. Anstatt zuzusehen, wie ihnen die Konkurrenz die Rosinen aus dem Kuchen pickt, wollte der kommunale Energieversorger lieber selbst auf der süßen Seite leben. Es scheint zu gelingen: Im Frühjahr dieses Jahres gewannen die Hannoveraner die weit entfernte Schokoladenfabrik Stollwerk in Köln als neuen Kunden, den sie nun mit Strom beliefern. Das Bündnis der Stadtwerke mit der benachbarten PreussenElektra, einem der größten deutschen Energieversorger, macht es möglich – die Großkraftwerke des Giganten, unter anderem AKWs, produzieren mit niedrigeren Kosten, als die Stadtwerke allein es könnten.

Oft läuft die Sache andersherum. Dann müssen die kleinen Energieunternehmen in vielen Städten zusehen, wie ihnen die Konzerne gerade die lukrativen Großkunden – Fabriken, Verwaltungszentralen – abwerben. Im Zuge der Liberalisierung des Energiemarktes – jeder Kunde kann seinen Strom im Prinzip bei jedem Anbieter kaufen – ist damit die Existenz so manchen Stadtwerkes ernsthaft gefährdet.

Das rief die Gewerkschaft der öffentlich Beschäftigten, die ÖTV, auf den Plan, die gestern in Kassel ein Gutachten der Oldenburger Energiewissenschaftlers Wolfgang Pfaffenberger vorstellte. Zu erfahren, wie sich die kleinen Versorger schützen können, liegt der ÖTV am Herzen, denn die von Rationalisierung, Vorruhestand und Kündigung bedrohten Beschäftigten der Stadtwerke gehören zu ihren treuesten Mitgliedern.

Die Untersuchung enthält einige Empfehlungen. Experte Pfaffenberger und die ÖTV schlagen vor, 25 Prozent der Aktien eines Stadtwerkes an einen Großkonzern zu verkaufen, damit diesem die Lust vergehe, im früher fremden, nunmehr jedoch eigenen Revier zu wildern.

„Bildet Banden!“, ergeht außerdem die Aufforderung an die 570 deutschen Stadtwerke. Die sollen sich zusammentun, um gemeinsam über größere Liefermengen zu verfügen und auch mal ein Dumpingangebot abzugeben, mit dem man die Leitungen von Konkurrenzstrom freihalten kann.

Alles wird dann gut? Des einen Freud, des anderen Leid. Die Stadtwerke Hannover haben aufgrund ihrer Bündnispolitik, die ziemlich genau den Empfehlungen entspricht, gut lachen. Den Stadtwerken Köln hingegen ist mit der Schokoladenfabrik ein zahlungskräftiger Kunde abhanden gekommen. Ein Risiko der Liberalisierung – trotz aller Empfehlungen und strategischen Kniffe. Hannes Koch

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