: Kosten für Rhodarium in voller Blüte
■ Die Kosten für das ehemalige Expo-Projekt wurden falsch berechnet / Trennung von der Controlling-Firma „im gegenseitigen Einvernehmen“ / Auschreibungsstext zurückgezogen
Das ehemalige Bremer Expo-Projekt Rhodarium im Rhododendronpark wird vermutlich mehr kosten als die geplanten 53 Millionen Mark. Das Bauressort zog Anfang der Woche die Vorankündigung der öffentlichen Auschreibung für das Hauptprojekt des Rhododendronparks zurück. Der Grund: Die Kölner Controlling-Firma Drees & Sommer hatte die Kosten falsch berechnet. Um Mehrausgaben zu verhindern, muss jetzt neu geplant werden. Drees & Sommer wurden abserviert, nachdem die Behörde auf den Patzer aufmerksam wurde. Offizieller Sprachgebrauch: Man habe sich „im gegenseitigen Einvernehmen“ getrennt.
Eigentlich hatte Drees & Sommer die Aufgabe, die Baukosten zu kontrollieren. Dass man mit den kalkulierten Kosten nicht hinkäme, wurde lange Zeit nicht bemerkt, die Vorankündigung veröffentlicht. „Die neuen Zahlen wurden uns von Drees & Sommer zu einem Zeitpunkt mitgeteilt, als es zu spät war“, sagt Gottfried Zantke, Mitglied des Lenkungsausschusses. Um ein Kostenfiasko zu vermeiden, musste der Ausschreibungstext jetzt zurückgezogen werden.
Das Rhodarium ist ein Teil der Umgestaltung des Rhododendronparks zum „Erlebnispark Artenvielfalt“. Neben dem Großgewächshaus, in dem die Zusammenhänge von Boden, Klima und Vegetation erklärt werden sollen, wird das Gelände um zehn Hektar erweitert. Die anliegenden Anzuchtgewächshäuser zur Umlagerung der teuren Rhododendren sind bereits gebaut.
Hätten sich Firmen auf den nun stornierten Text beworben, wäre das Bundesland Bremen haftbar für die Mehrkosten, die durch eine Neuplanung entstehen würden. Und diese Neuplanung ist jetzt unausweichlich, es sei denn, es wird mehr Geld für den Bau bewilligt. Ein Unternehmen kann nach den neuen Vergaberechts–Bestimmungen entgangene Gewinne und Personalkosten einfordern, wenn es ohne eigenes Verschulden falsch plant.
Die Geschäftsleitung von Drees & Sommer war für die taz nicht erreichbar, auch kein anderer Mitarbeiter wollte die Panne erklären. Im Bremer Bauressort werden in erster Linie gestiegene Baukosten in Norddeutschland für die Fehlberechnung verantwortlich gemacht. Die Expo in Hannover treibe die Baukosten in der gesamten Region in die Höhe, sagte Zantke. Konnte man sonst in Bremen für 15 Prozent weniger bauen als im Rest des Landes, wird es jetzt teurer. Doch dies hätte bekannt sein müssen
Jetzt steht erst einmal ein Kassensturz für die Rhodarium-Planung an. Im Bau- und Umweltressort wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die bis Ende September klären soll, wieviel Rhodarium man für 53 Millionen Mark eigentlich bauen kann. Dann entscheidet sich auch, ob die gesamten Planungen nun über den Haufen geworfen werden müssen. In fünf bis sechs Wochen soll ein neuer Anlauf für die Ausschreibung genommen werden.
Ursprünglich sollten das Großgewächshaus und ein zum Teil unterirdisches Besucherzentrum als Expo-Projekt pünktlich zur Weltausstellung 2000 in Hannover fertig werden. Als deutlich wurde, dass die Zeit bis zur Expo für den Bau zu knapp wurde, einigte man sich im letzten Oktober darauf, zur Expo nur Modelle des ehrgeizigen Projekts als „Previews“ vorzustellen. Dieser Termin soll auf jeden Fall eingehalten werden, verspricht die senatorische Projektleitung.
Kirstin Karotki
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