: KaDeWe und Wertheim bleiben Sonntag zu
■ Betriebsräte entscheiden gegen Öffnung. Falls der Kaufhof am Alexanderplatz am Sonntag erneut öffnet, muss er mit Zwangsgeld von 100.000 Mark und Schließung rechnen
Die Betriebsräte des Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe) und Wertheim am Kurfürstendamm haben den Anträgen ihrer Geschäftsleitungen nicht stattgegeben, am Sonntag zu öffnen. Wertheim darf allerdings am Samstag sein Haus bis 18 Uhr offen halten. Zunächst wollten Wertheim und das KaDeWe von einer Ausnahmeregelung anlässlich der Euro-Party am Kurfürstendamm Gebrauch machen. „Unsere Mischung der Belegschaft ist für eine Sonntagsöffnung nicht geeignet“, sagte der Betriebsrat von Wertheim. „Wir haben 87 Prozent Frauen, viele mit Kindern.“
Warum der Betriebsrat des KaDeWe sowohl eine verlängerte Samstagsöffnung als auch eine Sonntagsöffnung ablehnte, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. „Wenn wir nicht öffnen können, droht uns ein Imageverlust“, sagte der Personalleiter Ulf Willecke zur taz. „Viele Kunden haben uns geschrieben, wir seien arrogant, wir hätten es nicht nötig zu öffnen.“ Grundsätzlich sei die Sonntagsöffnung für das KaDeWe aber nicht anzustreben, weil sie wenig profitabel sei.
Das Ladenschlussgesetz sieht nur wenige Ausnahmen vor. Der Kaufhof am Alexanderplatz, dessen Geschäftsführer Günter Biere gestern ankündigte, am Sonntag sein Haus erneut zu öffnen, habe schon alle Ausnahmeregelungen ausgeschöpft, sagte ein Jurist, der mit Entscheidungen zum Ladenschlussgesetz befasst ist. Eine neuerliche Öffnung würde für den Kaufhof Konsequenzen haben: Der Konzern müsse beim nächsten Mal mit einem Zwangsgeld von 100.000 Mark rechnen. Zudem könne das Landesamt für Arbeitsschutz das Haus zwangsschließen. „Der Laden wird dann versiegelt“, sagte der Jurist.
Das Kulturhaus Dussmann und die Galeries Lafayette planen, von der Ausnahmeregelung der Sonntagsöffnung bei einem Fest einmal pro Jahr Gebrauch zu machen – zum ersten Mal beim Friedrichstraßenfest am 28. und 29. August. Im Gegensatz zur Galeries Lafayette wolle Dussmann, wie Geschäftsführer Hartwig Schulte-Loh sagte, gerne jeden Sonntag von 10 bis 22 Uhr seine Waren anbieten können. „Wir haben sehr viele DJ's als Kunden. Die wollen spät in der Nacht zu uns kommen, um anschließend die Platten aufzulegen“, sagte Schulte-Loh.
Der Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Christoph Abele, appellierte an Länder und Bund, das Gesetz der Ladenöffnungszeit schnell zu verändern und Öffnungszeiten in der Woche bis 22 Uhr zu ermöglichen: „Aber der Sonntag ist durch das Grundgesetz geschützt. Das soll ein gesellschaftlicher Ruhetag bleiben.“ Annette Rollmann
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