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Zentralrat will Grabschänder anzeigen

■ Gerstern erste Trauerfeier für Ignatz Bubis in Frankfurt

Frankfurt/Main (AP) – Der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Familie von Ignatz Bubis werden Strafanzeige gegen den Grabschänder Meir Mendelssohn erstatten. Sie soll sich sowohl gegen die Tat des 53-Jährigen, der bei der Beisetzung des verstorbenen Zentralratspräsidenten am Sonntag in Tel Aviv schwarze Farbe über den Grabstein gegossen hatte, als auch dessen ehrverletzende Äußerungen über Bubis richten, erklärte gestern Vizepräsident Paul Spiegel.

Einen entsprechenden Beschluss habe das Präsidium des Zentralrats in Absprache mit der Familie Bubis getroffen. An der genauen Formulierung der Anzeige werde noch gearbeitet. Spiegel hat zusammen mit der weiteren Vizepräsidentin Charlotte Knobloch bis zur Wahl eines Nachfolgers für Bubis kommissarisch dessen Amtsgeschäfte übernommen.

Er deutete an, dass voraussichtlich im Januar, wenn turnusgemäß das gesamte Präsidium des Zentralrats zur Neuwahl steht, auch ein neuer Präsident bestimmt werde. Auch wenn Bubis schwer zu ersetzen sein werde, laufe doch alles in geordneten Bahnen, so dass „kein Anlass zur Hetze“ bestehe.

Drei Tage nach der Beisetzung von Bubis war gestern Abend eine Trauerfeier der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main für ihren langjährigen Vorsitzenden geplant. Dieses Amt hatte Bubis 1983 übernommen und bis zu seinem Tode in Personalunion behalten. Während die Gedenkfeier in der Westend-Synagoge vor allem für die rund 7.000 Mitglieder der Frankfurter Jüdischen Gemeinde angesetzt wurde, stehen im September noch offizielle Trauerveranstaltungen an.

Zur Gedenkfeier des Zentralrats werden am 14. September ebenfalls in der Frankfurter Synagoge die Spitzen der Republik erwartet. Am 19. September werde dann die Stadt Frankfurt „ihren herausragenden Bürger Ignatz Bubis“ in der Paulskirche ehren. Außerdem plant auch die FDP nach den Worten von Parteichef Wolfgang Gerhardt noch eine Trauerfeier für ihr langjähriges Mitglied.

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