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10 Jahre Haft für Smyrek

■ Israelisches Gericht verurteilt Deutschen wegen Mitgliedschaft in der Hisbullah

Tel Aviv (taz) – Der 28-jährige Steven Smyrek aus Detmold ist gestern von dem Bezirksgericht in Tel Aviv zu zehn Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Der junge Deutsche nahm das Urteil mit verlegenem Lächeln auf. Smyrek war Anfang der Woche wegen Verschwörung gegen die Sicherheit Israels, Kontakt zu einer feindlichen Organisation sowie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen worden. Gemeint ist die libanesische Hisbullah.

Das Strafmaß entspricht in etwa der Forderung von Staatsanwältin Dvora Chen, die in ihrem Plädoyer am Vortag erklärt hatte, dass Smyrek einen „entscheidenen Anteil“ an einem geplanten Terrorakt gehabt habe. Smyrek sei von der Hisbullah ausgebildet worden. Dort habe man auch ein für Selbstmordattentäter übliches Video erstellt.

Tatsächlich stützte die Staatsanwaltschaft ihre gesamte Beweisaufnahme einzig auf die Aussage des Angeklagten. Außer Smyrek wurden keine weiteren Zeugen vernommen. Konkretes Beweismaterial lag nicht vor. „Es gab andere Zeugen, aber die deutschen Behörden waren nicht kooperativ“, begründete Dvora Chen im Anschluss an den Schuldspruch den Mangel an weiteren Zeugen.

Pflichtverteidiger Avigdor Feldmann, ein israelischer Starverteidiger, bat am Vortag der Strafmaßverkündung die Mutter des Angeklagten in den Zeugenstand. Die erzählte teilweise unter Tränen den Lebenslauf ihres Sohnes: Er war früh auf sich gestellt, lange arbeitslos und kam schließlich wegen Drogenhandels ins Gefängnis. Der Anwalt versuchte, die Richter zu motivieren, die schwierige Vergangenheit seines Mandanten zu berücksichten. Da Smyrek bereits am Flughafen verhaftet worden war, sind ihm keine konkreten Vergehen in Israel vorzuwerfen. Dennoch reichte den Richtern die erklärte Absicht Smyreks, ein „Schahid“, ein Märtyrer zu werden. Im Verlauf der Verhöre hatte er seinen „tiefen Hass gegen die Juden und den jüdischen Staat“ bekundet. Susanne Knaul

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