: Vom Provisorium zum Polstersessel
■ Renommiert und renoviert: Mit dem Straßenfest „B-Move“ feiert das B-Movie in der Brigittenstraße sein 11-jähriges Bestehen und den langerwarteten Umbau
Als das B-Movie-Kollektiv Ende der 80er Jahre startete, erschöpfte sich das Equipment gerademal in einem geliehenen 16mm-Projektor. Sonntagabends wurden Sofas und Stühle aus dem Keller geholt, und dann sah man sich gemeinsam Filme an. Diese provisorischen Zeiten sind schon lange vorbei, ihrer selbstverwalteten, kollektiven und ehrenamtlichen Arbeitsweise sind die Macher des schrabbeligen Kinos in der Brigittenstraße aber bis heute treu geblieben.
Jeden Monat präsentieren sie uns eine liebevoll zusammengestellte Filmreihe, die genauso sehr ihre unterschiedlichen kulturellen, politischen und filmischen Interessen widerspiegelt wie sie die Herzen der Cineasten höher schlagen lässt. Seit einer Weile gibt es zudem einen monatlich stattfindenden Filmabend für Gehörlose, und mit der „Dienstagsdokumentation“ wurde dem oft stiefmütterlich behandelten Genre des Dokumentarfilms ein Forum verschafft.
Das B-Movie verstand sich dabei nie als reiner Abspielort und ist längst zu einer der wichtigsten, wenn auch bislang nicht wirklich gepolsterten, Institutionen unabhängiger Filmkultur in Hamburg geworden. Mittlerweile gibt es Vorführmöglichkeiten für Filme jeglichen Formats, pünktlich zum Jubiläum eine komplett neue Bestuhlung und sogar eine eigene Website im Internet (www.b-movie.de).
All das kann am Samstag in der Brigittenstraße gebührend gefeiert werden. Zusammen mit dem Kulturladen B5 startet das B-Movie den Jubiläumsrave „B-Move“. In der B5 präsentieren sich dort ansässige Gruppen wie die Jugendantifa oder die Mumia-Abu-Jamal-Initiative. Ab 16 Uhr spielen Koma Welat, Skip Jack und Da Hayes. Drinnen im Keller wird zur selben Zeit die „Tanzbar mit der Hörbar“ versuchen, die dort sonst mittwochs beheimateten Atonal- und Industrialklänge zum swingen zu bringen.
Ab 22 Uhr geht es dann auch um Film. Das B-Movie zeigt im August die frühen Werke Michelangelo Antonionis, am Samstag wird es Die Nacht sein. Darin wird am Beispiel zweier „in Leere erstarrter Menschen, die die Vergeblichkeit alles Irdischen erkennen“ die „Vereinzelung des Menschen und seine Unfähigkeit zur Kommunikation“ beklagt. Für das Danach haben die Macher dennoch „superdufte Stimmung“ versprochen. Beim mega-fun-action-screening werden Filme gezeigt, die jeder mitbringen kann. Format? Egal! Meike Fries
heute, Brigittenstr. 5, ab 12 Uhr
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