„Abschottungs-Signal“

■ Förderverein bangt um die Zukunft der Evangelischen Akademie Bad Segeberg

„Wenn Segeberg geschlossen wird, hat Nordelbien keine öffentliche Akademie mehr“, warnt Gustav Lünenborg. Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Evangelischen Akademie in Bad Segeberg fürchtet um das „Fenster der Kirche zur Gesellschaft“: Die Entscheidungsfindung der Kirchenleitung zur Zukunft der Akademie geht in diesen Tagen in die „Endphase“, wie Pressesprecher Ocke Peters bestätigt.

Beschlossen ist zwar noch nichts. Denn selbst wenn die Kirchenleitung in ihrer Sitzung am 6. und 7. September die Schließung der Akademie befürworten sollte, liegt das letzte Wort am 23. September bei der Synode, einer Art „Delegiertenversammlung“ der Kirchengemeinden. Sie muß entscheiden, wo die 11 bis 15 Millionen Mark, die die Kirche 2000 im Bereich „Dienste und Werke“ sparen muss, abgeknapst werden. Eine interne Arbeitsgruppe hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dazu die Akademiearbeit von Bad Segeberg in das Pastoralkolleg in Ratzeburg zu verlegen.

„Uns ist auch klar, daß strukturelle Veränderungen unausweichlich sind“, erklärt Lünenborg. Immerhin macht die Fehlsumme rund 20 Prozent des Gesamthaushaltes in dem Bereich aus. Der engagierte Laie wirft der Kirchenleitung aber vor, sich zu sehr auf finanzielle Fragen zu konzentrieren. Das Haus in Segeberg könne durch seine zentrale Lage, Größe und sein weltoffenes Ambiente gerade jene Menschen erreichen, die der Institution Kirche kritisch gegenüber stünden: „Die Verlegung nach Ratzeburg wäre als Abschottungssignal zu verstehen.“ Der Förderverein schlägt vor, die Akademiearbeit anderer Häuser nach Segeberg zu verlegen und durch die zusätzliche Aufnahme kirchenfremder NutzerInnen eine bessere Auslastung zu erreichen.

Von Seiten der Kirchenleitung hält man sich bedeckt. „Wir wollen den fruchtbaren internen Diskussionsprozeß nicht gefährden“, erklärt Peters, „das Argument der Weltoffenheit ist mir allerdings neu.“

Die evangelische Kirche Nordelbien verliert jährlich rund ein Prozent ihrer Mitglieder. „Finanziell weit stärker trifft uns aber der Ausfall von Beiträgen aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit“, betont Peters. Heike Dierbach