Moskau sieht schwierige Lage in Dagestan

■ Tschetscheniens Präsident fürchtet einen Krieg und mobilisiert 15.000 Soldaten

Moskau (dpa) – Die russische Militäroffensive gegen die muslimischen Rebellen in Dagestan kommt entgegen den Ankündigungen Moskaus nur langsam voran. Trotz ständiger Verstärkungen erzielten die Truppen bis gestern noch keinen entscheidenden Erfolg. Kreml-Sprecher Dimitri Jakuschkin gestand im Radiosender Echo Moskwi ein, dass in Dagestan „schnelle Entscheidungen nicht zu erwarten sind“. Die Lage sei „außerordentlich schwierig“.

Die russische Militärspitze hatte nach dem Einmarsch der Rebellen am 7. August angekündigt, der Aufstand werde binnen ein bis zwei Wochen niedergeschlagen. Mittlerweile gehen die Militärs von einer mehrmonatigen Operation aus. Ministerpräsident Wladimir Putin erörterte gestern auf einer Krisensitzung mit Verteidigungsminister Igor Sergejew sowie Geheimdienst- und Sicherheitschefs in Moskau die weitere Taktik gegen die Rebellen.

Hinzu kommt die Sorge um eine Ausweitung der Kämpfe auf das separatistische Tschetschenien, nachdem der dortige Präsident Aslan Maschadow die Mobilisierung von 15.000 Soldaten angeordnet hat. „Die Ereignisse in Dagestan haben den Charakter eines Ablenkungsmanövers und sollen einen großen Krieg in Tschetschenien provozieren“, sagte Maschadow. Er ließ offen, ob er damit einen möglichen Angriff der Russen oder der von dem tschetschenischen Feldkommandeur Schamil Bassajew geführten Rebellen-Verbände in Dagestan meinte.

Bassajew und der mit ihm verbündete radikale Islamist Chatab haben Maschadow in den vergangenen Monaten politisch geschwächt. Bassajew und Chatab wollen einen unabhängigen islamischen Gottesstaat in dem Moskau treuen Dagestan bilden und es mit Tschetschenien vereinigen.

Bei den Kämpfen in Dagestan wurden nach russischen Schätzungen 500 bis 700 Rebellen getötet. Nach Militär-Angaben wurden etwa 45 russische Soldaten getötet und mehr als 180 verletzt. Es gab keine unabhängigen Angaben aus dem Kampfgebiet.