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Russische KFOR-Soldaten bleiben in Orahovac weiter ausgesperrt

■ Kosovo-Albaner setzen ihre Straßenblockaden fort. Fischer und Védrine zu Gesprächen in Pristina

Orahovac/Priština (AFP/AP) – Das Kräftemessen zwischen Kosovo-Albanern und russischen Soldaten der Friedenstruppe KFOR in Orahovac ist auch gestern nicht entschieden worden. Mehrere hundert Kosovo-Albaner blockierten mit Autos, Traktoren und Lastwagen weiterhin die Zufahrtsstraßen zur Stadt, um die Stationierung russischer KFOR-Soldaten zu verhindern. Nach Angaben der niederländischen KFOR demonstrierten gestern Nachmittag auch 150 Serben gegen die Stationierung der Russen. Die Beweggründe dafür blieben zunächst unklar. Die Verhandlungen, an denen Vertreter der albanischen und der serbischen Bevölkerung der Stadt sowie der deutschen, der niederländischen und der russischen KFOR-Einheiten teilnahmen, konnten den Konflikt nicht entschärfen. Nach Einschätzung des niederländischen KFOR-Kommandeurs Marcel Van Weerd werden die Kosovo-Albaner ihre Blockade nicht lange aufrecht erhalten. Notfalls könne die Straßensperre relativ einfach durch die KFOR geräumt werden, sagte Van Weerd.

Das Außenministerium in Moskau bezeichnete die Straßenblockade als „Provokation“. Russland habe sich im Kosovo-Konflikt für die Gleichberechtigung aller Bewohner der Provinz eingesetzt, erklärte das Ministerium. Die Kosovo-Albaner befürchten, dass die Russen serbische Kriegsverbrecher schützen und sich auf die Seite der rund 2.000 Serben in Orahovac stellen könnten.

Unterdessen trafen gestern Außenminister Joschka Fischer und sein französischer Kollege Hubert Védrine zu eintägigen politischen Gesprächen im Kosovo ein. In Priština wollten sie mit dem Leiter der UN-Mission im Kosovo (Unmik), Bernard Kouchner, KFOR-Befehlshaber Michael Jackson, den Politikern Hashim Thaci und Ibrahim Rugova sowie Erzbischof Artemje zusammentreffen.

Auf dem Weg in die UN-Mission in Priština sagte Fischer, es müsse darauf hingearbeitet werden, „dass hier ein multi-ethnisches Kosovo entsteht“.

Ziel der Reise ist es nach Angaben des Auswärtigen Amtes unter anderem, alle Gruppen im Kosovo nachdrücklich dazu aufzufordern, von Gewalt Abstand zu nehmen und mit UN und KFOR zusammenzuarbeiten. Védrine rief die Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) auf, ihre Waffen wie vereinbart abzugeben. „Wir warten darauf, dass die UÇK sich in eine echte politische Kraft verwandelt“, sagte Védrine in einem Interview mit dem französischen Radiosender RTL.

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