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Familien können mal durchatmen

■ Verein „Leben mit Behinderung“ betreut mehr als 100 Kinder. Und 60 Familien stehen noch auf der Warteliste

Eva Jürgensen hat eine dreijährige Tochter mit Down-Syndrom. Als Alleinerziehende und ohne die Hilfe von Verwandten fühlte sie sich lange „sehr allein mit der be-lastenden Situation“. Seit drei Monaten bekommt sie von einer Sonderpädagogik-Studentin Unterstützung in der Betreuung ihrer Tochter Lea. Derzeit engagieren sich mehrere Hundert BetreuerInnen, meist StudentInnen sozialpädagogischer Fachrichtungen, Zivis und Teilnehmende am Freiwilligen Sozialen Jahr für den 1956 gegründeten Verein „Leben mit Behinderung Hamburg“.

„Familien zu entlasten, das steht im Zentrum unserer Arbeit“, betonte auf der gestrigen Jahrespressekonferenz Martin Eckert, Geschäftsführer des Vereins. Ein breites Angebot verstecke hinter dem Begriff „Hilfe in der Familie“: von Ferienbetreuung über ambulanten Pflegedienst bis hin zur Arbeit in Freizeitgruppen. Derzeit können 100 Familien diesen familienent-lastenden Dienst in Anspruch nehmen. Weitere 60 Familien stehen auf der Warteliste, die es, so Eckert, „leider wegen der finanziellen Schmerzgrenze geben muss“. Zwei neue „Betreutes Wohnen“-Projekte sollen demnächst realisiert werden. Neu daran ist, dass mehrere Behinderte in eigenen Wohnungen, aber im selben Haus zusammenwohnen. Durch pflegerische und nachbarschaftliche Hilfe wird so die Gefahr sozialer Isolierung verringert, hofft man beim Verein.

Das Haus in der Saarlandstraße 4 in Barmbek, das Teil des Projektes „Autofreies Wohnen“ ist, feiert heute ab 14 Uhr Richtfest. Peter H., der seit 17 Jahren in einer betreuten Wohngruppe lebt, wird dort im Frühjahr 2000 eine der 14 behindertengerecht ausgebauten Wohnungen beziehen. Er freut sich auf die größere Selbstständigkeit und auf die Behindertengemeinschaft, in der „er keine Angst haben muss, dass mir die Nachbarn übel mitspielen“. Weitere neun Wohnungen werden in der Harburger Sophienstraße voraussichtlich schon im November bewohnbar sein.

Dritter Schwerpunkt des Hamburger Vereins nach der Familienhilfe und den Wohnprojekten ist die betreute Tagesstättenarbeit. Rund 200 schwer und mehrfach Behinderte, welche die Hamburger Werkstätten für Behinderte wegen ihres großen Hilfe- und Pflegebedarfs nicht aufnehmen können, machen sich in den acht Tagesstätten des Vereins etwa mit Kerzenziehen und Papierschöpfen verdient. Weitere Informationen bei „Leben mit Behinderung Hamburg“, Südring 36,Tel.: 270 790-0. uc

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