Nachgehakt
: Zu viele Therapeuten?

■ Budget für Psychotherapie in Bremen liegt für 1999 fest: 24 Millionen Mark

Die Kassenärztliche Vereinigung rechnet als Folge der Zulassung von Psychotherapeuten und Psychologen in Bremen mit einem deutlichen Überangebot, wenn Mitte September der „Bedarf“ in Relation zu den Einwohnerzahlen des Bundeslandes Bremen offiziell festgestellt wird. Bisher haben die Zulassungsausschüsse 263 Therapeuten zugelassen, aufgrund der Widerspruchsverfahren ist aber mit weiteren Zulassungen zu rechnen (vgl. taz 25.8.). Insgesamt stehen nach dem von der Bundesregierung festgelegten Budget für 1999 aber nur 24 Millionen Mark bei den gesetzlichen Krankenkassen für die psychotherapeutische Versorgung zur Verfügung. Auf jeden von 263 Therapeuten kämen damit im Durchschnitt 90.000 Mark im Jahr, Überschreitungen des Budgets bis zu einer Höhe von 10 Prozent würden wie bei den Medizinern von den Honoraren abgezogen.

„Wenn die Bedarfszahlen festliegen, wird sich wahrscheinlich herausstellen, daß es in Bremen auf Jahre keine neuen Zulassungen in diesem Bereich mehr geben wird“, meinte der Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung, Klaus Stratmann. Im Rahmen der Übergangsregelung haben derzeit Psychotherapeuten, die bisher in ihrer Praxis eine bestimmte Zahl von Kassenpatienten gehabt haben, im Sinne der „Besitzstandswahrung“ das Recht auf Zulassung unabhängig von dem bundesweit einheitlich definierten „Bedarf“.

Im Unterschied zu der Stadt Bremen sieht die KV in Bremerhaven ein Versorgungsproblem. Dort haben nur sehr wenige Therapeuten die Zulassung beantragt.

Bei den Medizinern, die ursprünglich eine Eingliederung der Psychotherapeuten in ihre Verbände und ihr Abrechnungs-System ganz verhindern wollten, wird die große Zahl der Therapeuten auch aus anderen Gründen kritisch gesehen. „Es gibt in Bremen mehr Psychotherapeuten als Hausärzte“, sagt der kassenärztliche Vertreter der Ärzte, der Internist Dr. Jürgen Grote. Bei insgesamt 1.200 praktizierenden und kassenzugelassenen Ärzten machen 263 Psychotherapeuten auch ein erhebliches Stimmgewicht aus, wenn interne Verbands-Posten per Wahl besetzt werden.

Letztlich sitzen dabei nach dem seit 1997 beschlossenen Gesetz beide Berufsgruppen in einem Boot: Wenn die Psychotherapeuten ihr Budget um mehr als 10 Prozent überschreiten, muss die gemeinsame kassenärztliche Vereinigung den Fehlbetrag ausgleichen und das Problem am Ende des Jahres intern lösen - „wie auch immer“, sagt Geschäftsführer Stratmann bisher noch etwas ratlos.

K.W.