: Berliner Trinkwasser: Fünf Fragezeichen
betr.: „Doch nicht vergiftet“, taz vom 19. 8. 99, „Abwarten vor dem Teetrinken“, taz thema Ökologie vom 21./22. 8. 99
Aus Gewässern, in denen der Durchschnittsberliner schon lange nicht mehr badet, wird nach einer Bodenpassage „Trink“-Wasser gewonnen. Etwa 70 Prozent des Berliner „Trink“-Wassers wird aus gereinigtem Abwasser hergestellt. Ob dieses allerdings Fünf-Sterne-Qualität aufweist, muss stark bezweifelt werden.
Berlin hat etwa 850 Apotheken, die nicht nur Traubenzucker verkaufen, der in den Kläranlagen gut abbaubar ist, sondern auch Arznei- und Diagnostikmittel, die, wenn überhaupt, oft nur sehr schwer abbaubar sind. Hinzu gelangen allein über Haushaltschemikalien Zehntausende Verbindungen in den Wasserkreislauf, für die es nach der Trinkwasserverordnung keine Grenzwerte gibt und deren Verbleib bisher noch weitgehend ungeklärt ist. Solange man nicht gezielt nach jedem dieser Stoffe sucht, kann man leider auch nicht davon ausgehen, dass sie nicht doch im Trinkwasser auftreten.
Tipp bezüglich der Schwermetalle: Um die Schwermetalldosis beim morgendlichen Kaffee niedrig zu halten, muss man nicht jedes Mal mit 40 Liter Wasser duschen, wie es die Berliner Wasserbetriebe gern hätten oder gar die gleiche Menge ungenutzt in den Abfluss laufen lassen. Man kann den einen Liter Wasser auch schon am Vortag in die Kaffeemaschine füllen. Das spart Geld und schont die Umwelt.
Völlig unkritisch zitiert Thorsten Denkler die Senatsverwaltung für Umweltschutz mit den Worten, dass die kubikmeterweise aus dem Landwehrkanal geborgenen Tierkadaver offensichtlich nicht auf kriminelle Gifteinleitungen zurückzuführen sind und Bakterien angeblich die Schuld am Schwanensterben tragen. Frei nach Gobartschow ist die halbe Wahrheit die größte Lüge.
Durch – wie man immer wieder betonen muss – legale Einleitungen von gereinigtem Abwasser aus dem Klärwerk und belastetem Niederschlagswasser von versiegelten Flächen wird der Landwehrkanal zeitweise erheblich u. a. auch mit sauerstoffzehrenden Stoffen belastet, wodurch sich verstärkt Clostridien vermehren können. Gleiches Schicksal – nämlich wie die Schwäne an Botulismus zu erkranken – könnte beispielsweise auch einen aus dem Landwehrkanal trinkenden Hund oder ein mit dem Wasser spielendes Kind treffen.
Schlimm, dass sich die Tiersterben – insbesondere nach Regenfällen im Sommer – bereits seit Jahren wiederholen und die Umweltverwaltung sich scheinbar damit abgefunden hat. [...] Erwin Nolde, Technologieberatung für innovative Wasserkonzepte
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