: Linke Beats gegen rechts
■ Für das Konzert „Beats Against Fascism“ hat sich auch die NPD-Jugend angekündigt
Wo die HipHopper von Freundeskreis auftauchen, können sich Teenager für gewöhnlich vor Begeisterung kaum noch zurückhalten. Nur die NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ gehört der Fangemeinde der Stuttgarter Chartbreaker offenbar nicht an: Zusammen mit einem „Nationalen und sozialen Aktionsbündnis Mitteldeutschland“ machen die Rechtsextremisten derzeit Front gegen das Antifa-Solidaritätskonzert „Beats Against Fascism“, das am kommenden Sonntag in Strausberg bei Berlin stattfinden soll.
Unter dem Motto: „Keine antifaschistischen Schläger in Strausberg und anderswo“, wollen die Rechten um 14 Uhr vor dem Flughafen Strausberg aufmarschieren. Zur gleichen Zeit beginnt auf dem Flughafengelände das Benefizkonzert mit den Bands Freundeskreis, Blumfeld und Die Sterne, zu dem über 2.000 Teilnehmer erwartet werden.
Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder) hielt es gestern für unwahrscheinlich, dass die Kundgebung der Rechtsextremen genehmigt wird: „Die Waage neigt sich eher zum Verbot“, sagte er gegenüber der taz. Eine Entscheidung wollte der Polizeipräsident aber frühestens gestern Abend treffen.
Angemeldet hat den Aufmarsch der Berliner Rechtsextremist Oliver Schweigert, der seit Jahren als einer der Drahtzieher im rechten Spektrum gilt. Bei einem Fackelmarsch in Eisenhüttenstadt vor wenigen Wochen hatte sein „Aktionsbündnis“ nur ein paar Dutzend Anhänger versammeln können.
Die Veranstalter von „Beats Against Fascism“, die Antifaschistische Aktion Berlin und der Radiosender Fritz, wollen sich von den Drohungen nicht beeindrucken lassen: „Wir halten die Ankündigung für lächerlich“, sagte Jan Nordkaat von der Antifaschistischen Aktion. Mit der Initiative wolle man eine linke Alternative zur rechten Jugendkultur in Brandenburg anbieten. „Wir wollen alternative Jugendliche, die sonst jede Woche was auf die Birne bekommen, unterstützen.“ Das Konzert sei ein deutliches Signal gegen den rassistischen Mainstream.
Das Forum gegen Rechtsextremismus und Gewalt der Stadt Strausberg, dem auch der Fraktionsvorsitzende der CDU und der Leiter der Polizeiwache Strausberg angehören, rief dazu auf, den Aufmarsch der Rechten zu verhindern. Der amtierende Bürgermeister Lothar Nicht (PDS) appellierte an das Polizeipräsidium Frankfurt (Oder), die Kundgebung zu verbieten.
Das Open-Air-Festival ist der Höhepunkt der Kampagne „Den rechten Vormarsch stoppen“, mit der rund 40 Organisationen in Brandenburg gegen den Einzug von DVU und NPD in den Landtag sowie alltägliche rassistische Übergriffe aktiv werden wollen. Die Kampagne, die auch von den Landesverbänden der Grünen und der PDS, dem Ausländerbeirat Potsdam und mehreren PDS-Bundestagsabgeordneten unterstützt wird, wendet sich explizit gegen die Initiative „Tolerantes Brandenburg“ der Landesregierung. Das Land biete den Rechten seit Jahren beste Möglichkeiten, in kommunalen Jugendclubs für sich zu werben, werfen die Veranstalter der Landesregierung in einem Aufruf vor.
27 Menschen kamen allein in Brandenburg nach Angaben der neu erschienenen Zeitschrift Hinter den Kulissen durch rassistische Überfälle seit der Wende ums Leben. In den Monaten Mai und Juni habe es mindestens 25 dokumentierte Übergriffe von Rechten gegeben, berichtet das „Antifaschistische Aktionsbündnis Land Brandenburg“. Andreas Spannbauer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen