Indonesien setzt auf Gewalt in Osttimor

■ Volksabstimmung über die Unabhängigkeit findet dennoch statt

Dili/Sydney (AFP/taz) – Nach den jüngsten Gewalttaten vor der Volksabstimmung in Osttimor haben die UNO und mehrere Regierungen von Indonesien verstärkte Sicherheitsvorkehrungen verlangt. Der UN-Sicherheitsrat forderte Jakarta zu einem harten Durchgreifen gegen proindonesische Milizen auf, die am Vortag erneut Befürworter einer Unabhängigkeit Osttimors getötet hatten. Nach UN-Angaben soll die Abstimmung dennoch planmäßig am Montag stattfinden. Auch die Regierungen Australiens, der USA und Japans appellierten an Jakarta, bis dahin weiteres Blutvergießen zu verhindern.

Der im australischen Exil lebende Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta und der osttimoresische Unabhängigkeitskämpfer Xanana Gusmao forderten den Einsatz internationaler Friedenstruppen, um den Konflikt dauerhaft beizulegen. Ramos-Horta sagte, Indonesien werde nur auf ernste Warnungen vor einer möglichen Militärintervention der USA und Australiens reagieren.

Der Chef der UN-Mission in Osttimor (Unamet), Ian Martin, warf der Polizei vor, nicht gegen die gewalttätigen proindonesischen Milizen vorgegangen zu sein. Unter den Augen der Sicherheitskräfte waren bei Kundgebungen mindestens fünf Menschen getötet worden, als Mitglieder der Jakarta-treuen Aitarak-Miliz um sich schossen.

Am Montag sollen rund 450.000 Osttimorer entscheiden, ob sie eine Autonomie oder die Unabhängigkeit für die ehemalige portugiesische Kolonie wollen. Die Regierung in Jakarta will Osttimor in die Unabhängigkeit entlassen, falls sich die Mehrheit der Bewohner gegen eine Autonomieregelung innerhalb Indonesiens ausspricht. Indonesien hatte Osttimor 1975 nach dem Abzug der Portugiesen besetzt und ein Jahr später annektiert. Angesichts der Ausschreitungen appellierte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) an alle Gruppen in Osttimor, die Zivilbevölkerung und Mitglieder von Hilfsorganisationen zu verschonen.